Archiv für den Monat: März 2015

Massenaufläufe

„Das war vielleicht ein anstrengender Traum“, stöhnte Herr Schölermann am Morgen. „So ein Personalaufwand! Heerscharen, ach, was sage ich, Massenaufläufe!“

„Ja, ich weiß,“ entgegnete Frau Schölermann trocken, „Massenaufläufe von Holzfällern.“

Bedrohliche Architektur

Finsterwelt

In diesem Gebäude wurde der Autor mit russischer Sprache und Marxismus-Leninismus (Pflichtfach für jeden gestandenen Ingenieur) getränkt. Nun, das ist kein allzu großes Unglück. Hier passierten zu Vorzeiten noch viel schlimmere Dinge. Und der Autor musste sich nicht weit bis zur Meineidschenke gegenüber schleppen, großes Helles für 1,02 M. Der Weg aus der Malaise ist nicht immer so kurz und billig. Putin übrigens wohnte zu der Zeit nicht weit weg, auch im Hinterwald. Trotzdem verbindet ihn mit dem Autor nicht mehr als die Manie, gern mit freiem Oberkörper herumzulaufen. Immerhin etwas.

Bei Bier-Kate

Bier-Kate

Die ersten Mützchen werden von den Häuptern entfernt. Die Amseln spielen verrückt und versuchen, unter fahrenden Autos durchzufliegen. Der Bauer blickt nach oben und runzelt die Stirn (wie immer). Wir stehen an der frisch geöffneten Luke an und lassen uns von der liebreizenden Bier-Kate ein Getränk zubereiten.

Drei Viertel können keine Uhr stellen wollen

Drei Viertel der Einwohnerschaft verabscheuen die Sommerzeit, so plärrt die Dorfzeitung. Die Gründe reichen von „abends zu hell“ und „morgens zu dunkel“ über „keine Lust“ oder „keine Zeit zum Uhrenstellen“ bzw. „keine Ahnung“ bis hin zur Abneigung gegen vermeintliche Verschwörer, denen diese mutwillige Unordnung im täglichen Einerlei zu verdanken ist (Kommunisten, Faschisten, Islamisten, Grüne, Genderbewegte, Emigranten).

Der Autor dagegen freut sich schon, allen Uhren des Haushaltes einen Besuch abzustatten, um sie liebevoll „umzustellen“, wann hat man schon mal die dringende Gelegenheit dazu? Außerdem ist die Sommerzeit die einzige Möglichkeit, nach einem harten vierzehnstündigen Arbeitstag noch einmal kurz die Sonne zu sehen, wenn auch nur im Juni und Juli.

Winter-Symbolfoto

Handschuhtanz

Ein extrem harter Winter ist im Begriff, sich zu verabschieden. Freudig strebt die Bevölkerung ins Freie. Doch klug handelt, wer nicht im temperaturbedingten Paarungswahn komplett überschnappt, sondern die eine oder andere Extremität weiterhin mit ansprechenden Kleidungsstücken wenigstens temporär bedeckt.

Weil wir gerade über die Jagd sprechen

Jagdliches Fahrzeug

Das Beste am Jagen ist nicht das Jagen selbst, sondern das Herumkarriolen mit primitivsten Fahrzeugen, die allen anderen am Verkehr Beteiligten schwerste Schäden zuzufügen in der Lage sind. Diese Fahrzeuge sollten am besten mit völlig unverständlichen Parolen geschmückt sein. Dann verdreht das Wild verständnislos die Augen, fällt auf die Seite, kann problemlos eingesammelt (Fangschuss) und auf das primitive Fahrzeug geworfen werden. Dann gehts nach Hause, und das Feuer unter dem Wurstkessel wird entzündet.

Mehreren Millionen Hausfrauen gefällt das. (Den anderen gefällt schon, wenn der Alte zu Hause losfährt.)

Abgefahren

Als Herr Dr. Schönahmdnoch (Name geändert) zu fortgeschrittener Stunde die Hotelbar in Richtung Fahrstuhl verließ und durch das bodenhohe Fenster auf die Straße sah, glaubte er im Glanz des entspannt fallenden Nieselregens über die schmale Gasse hinweg ein besonders abgefahrenes Lokal zu erblicken, mit Designerstühlen in kühlem Lichte und Chromapplikationen.

Nun, das ist kein Lokal, sondern eine Straßenbahn, klärte ihn seine Gefährtin auf, eine nicht abgefahrene Straßenbahn. Deshalb steht die auch dort.

Wie immer war Herr Dr. Schönahmdnoch dankbar für jede konstruktive Information, sonst wäre er ja kein Doktor geworden, und er betrat den Fahrstuhl.

Wurstmangel zu Jugendzeiten

Schießhaus

Wenn ich in meiner Jugend nach Hause kam, zum Beispiel von den Übungen der Gesellschaft für Sport und Technik (GST), begab ich mich schnurstracks in der Abendsonne staubaufwirbelnd zu meinem Schießhaus, denn im rechten Stiefel hatte ich eine Knarre (bei der GST „ausgeborgt“), im linken einen Hirschfänger (bei der GST „ausgeborgt“). Ich wollte Hirsche fangen! Wegen Wurst!

Es gab ja kaum Wurst, nur, wenn man sich ewig beim Fleischer anstellte. Unter gewissen Umständen (nach sechs) nicht mal dann.

Leider ließen die Hirsche arg auf sich warten, sind vorher schon von der sowjetischen Generalität erlegt worden (bessere Knarren) bzw. waren längst in den Westen abgehauen. Ich schlief im Schießhaus ein, träumte was schönes und ging nach Hause. Die unnütze Knarre und den Hirschfänger brachte ich stets zur GST zurück. An mir sollte es nicht liegen, wenn der Sozialismus dereinst zusammenbrechen würde.

Es geht wieder voran

Voranschreitende

Neulich war der Autor krank.
Nun schreitet er wieder, Gott sei dank.

(Die Abbildung ist ein sogenanntes Symbolfoto: Ein mittlerweile überaus gebräuchliches Stilmittel von Medien im unteren bis mittleren Qualitätssegment, ihre schwachbrüstigen Texte mit Bildern aufzuhübschen, die überhaupt gar nichts an Erkenntnis oder sonstigem Gewinn zu den Texten beitragen können, da sie mit diesen in keinerlei Beziehung stehen. Allerdings wird von den Medienmachern angenommen, dass die Leserschaft nur noch Informationen zu konsumieren in der Lage ist, die sich mit Bildern schmücken, möglichst Bildern von Frauen oder niedlichen Tieren oder Autos oder Unfällen oder Unfällen von Autos mit Frauen und niedlichen Tieren. Es versteht sich im übrigen von selbst, dass keine der abgebildeten Personen der Autor ist.)

Der Höhepunkt

Sogenannte Sonnenfinsternis
Durch erstaunliche optische Phänomene, zu deren Verständnis der Autor keinen Zugang besitzt, wird das Unsichtbare sichtbar: Der Höhepunkt der sogenannten Sonnenfinsternis (finster wars eigentlich garni, aber egal). Eine Leistung, die der Mensch (Autor) nur mit der Hilfe seines flachen Telefonfernsehers (Fernsehtelefons) vollbringen konnte.

Letztes vom Doppelauspuff

Der Doppelauspuff

Lange hat man nichts mehr gehört vom berühmten Lipsigrader Doppelauspuff. Und plötzlich taucht im Archiv des Autors (hohoho, der Begriff ist sehr offensiv gewählt für die tatsächlich unglaublich sinnlose Rappelkiste Tausender fragwürdiger Lichtbilder) ein Lichtbild auf, den Endspruutz des Doppelauspuffs wie zufällig darstellend, geheimnisvoll eingebettet in die schlichte Eleganz eines dem Untergang geweihten Gebäudes.

Nu isses weg.

Wieder also ist der Doppelauspuff ein Stück weit (ostdeutsch: e bissl) unauffindbarer geworden, schnöde abgeruppt und verschüttet unter dem rasenfarbenen Körperertüchtigungsplatz einer Lehranstalt für kreativ Heranwachsende.

 

 

Aus dem Gerichtssaal

Verhandelt wurde heute morgen der Fall Patzschke. Wie bereits berichtet, hatte jener Patzschke in der Walterulbrichtstraße das Versinken eines Lastkraftwagens verursacht, indem er einen mehrere hundert Meter langen Tünnel von der Bushaltestelle bis in sein Waschhaus gegraben hatte. Das illegale Anlegen des Bauwerkes wurde vom Patzschke damit begründet, dass er es leid gewesen sei, „jeden Abend von seinem Nachbarn mit einer Flasche Bier am Gartenzaun empfangen worden“ zu sein. Die Bemerkung des Richters, er (der Richter) würde sich freuen, wenn sein Nachbar ihn mit einem Bier anstatt wie sonst immer mit zwei Stöcken empfangen würde, führte zum Eklat wegen angeblicher Befangenheit des Gerichtes. Die Verhandlung wurde vertagt.