Archiv für den Monat: November 2016

Die Büchse der Frau Dora

„Mach doch mal einen Adventskalender“, sagte N.

„Absenzkalender, hohoho“, sagte ich. „Das fällt aus. Wie der Name schon sagt.“

„Stell dich doch nicht so an! Einfach 24 numerierte, klitzekleine Beiträge über dies und das und jenes, Belanglosigkeiten wie sonst auch, besinnlich, humorvoll, mit einem Augenzwinkern und einer Prise Weisheit. Ist ja nun nicht DAS große Ding, oder?“

„Orr nee“, sagte ich. „Das ist doch die Büchse der Frau Dora!“

„Ich bringe dir einen Öffner“, sagte N.

An jenem Abend

Tischmond

In der Dorfzeitung stand, dass an jenem Abend der größte Vollmond des Jahrzehnts zu bewundern sei. Ich begab mich erwartungsfroh auf die Hochterrasse. Da war er schon, der Vollmond! Und riesig! Und siehe: Der Vollmond war eine Scheibe!

Deppen-Reimkunst

Wir sitzen im silbernen Wagen.
Das möchten wir dir hiermit erzählen.
Wir werden gleich dorthin fahren,
Wo wir schon einmal gewesen sind.

Und kommen wir jemals an,
Worin niemand sicher sein wird,
Dann ist es durch Zufall passiert:
Niemand hat je die Karte betrachtet.

Weiß, wer sein Bündel morgens schnürt,
Wohin ihn dann sein Schicksal leitet?
Der Ausgang ist doch völlig offen,
Man kann stets nur das beste erwarten.

Hart ist das Reisen wie das Leben!
Lasst uns darauf das Glas austrinken!
Es ist so hart wie ein Gedicht:
Mal reimt sichs, und mal reimt sichs eher weniger.

Der lyrische November in zwei Varianten

November

Die Sonne aus, der Regen an.
Die Lampen spiel’n Verstecken.
Nicht mal der müde Wandersmann
Mag auf der Bank sich strecken.

Die Nässe kriecht in Schal und Schuh.
Das Bier kriecht tief ins Glas.
Das alles bist, November, du.
Du machst mir keinen Spaß!

oder

Die Nässe kriecht in Schuh und Schal.
Das Bier kriecht tief ins Glas.
November, du, du kannst mich mal!
Ich weiß nur noch nicht, was.

„Destination Destiny“

Schiffbank

„Destination Destiny“ (Beispielfoto)

Im Laufe einer durch verantwortungsvollen Alkoholkonsum unterstützten Konversation tauchte überraschend das Substantiv „Destiny“ auf, und durch weiteres Herumspielen mit Stab- und Stockreimen und sonstwas meldete sich das verwandte (ebenfalls) Substantiv „Destination“, beides irgendwie englisch (nimmt man an), klingt beides gut, sogar richtig toll, besonders in der Kombination, und man beschließt, einen Popsong zu verfassen mit dem Titel „Destination Destiny“.

Cool!

Irgendein billiger Resttext mit einer billigen Melodie aus dem Smartfon wird sich schon noch finden, einfach zusammenhauen, aufnehmen, dann geht’s lous, der Ruhm!

Destination Destiny!

Spielverderber ist wie immer das Internet, in dem sich in der Abteilung Radio an die hundert völlig unbekannte Popsongs mit dem Titel „Destination Destiny“ breitmachen.

Die Welt ist schlecht bzw. eine schlechte Kopie.

Die Abnutzung des kleinen Schinkelturms

Schinkelturm
Der kleine Schinkelturm ist sauer

Der kleine Schinkelturm ist sauer, denn niemand möchte ihn besteigen. Alle rammeln nur auf den daneben befindlichen großen Nichtschinkelturm hoch, kucken hämisch rüber aus einem Treppenfenster auf den kleinen Schinkelturm, machen vielleicht ein Foto (siehe Foto) und rammeln weiter nach oben, nach ganz oben, viel höher als der kleine Schinkelturm, der sich noch so strecken kann, es ist vergebens, und sie kucken hämisch runter auf den kleinen Schinkelturm, manche versuchen sogar drauf zu spucken, ist aber zu weit, klappt nicht, Passanten schimpfen auf die Möven.

Naja, aber eigentlich auch egal, denkt der kleine Schinkelturm (künstliche Intelligenz), nutze ich mich eben nicht so ab. Auch gut.

Neulich abends

Sperrlinien

Neulich abends blickte ich mich sorgfältig um, nahm allen Mut zusammen, trat von einem Bein aufs andere, wollte losrennen, zögerte, schnaufte, zappelte, rannte endlich los, auf die Sperrlinien zu, über die Sperrlinien, immer drüber, drüber, drüber über die Sperrlinien, diese Misthunde!

Ich fühlte mich gut. Sehr gut!

Einfach über die Sperrlinien gerannt!

Ist doch garni verboten, sagte Karl Gong.

Ach was?

Nee.

Orrr. Pfffffff.