Mein Berufswunsch ist Radio-DJ in Lipsigorod.
Immer Blues Explosion!
Das ist das beste, was man überhaupt machen kann. Von den guten Schallplatten, die ich kenne, lege ich dann jeden Tag ein paar im Radio auf. Im Studio lerne ich außerdem täglich neue gute Musik kennen. Die wird auch gesendet. Ich werde rasend schnell mit den neuesten Nachrichten versorgt und erzähle die einfach weiter. Zwischendurch mache ich gern einen Spaß, einen, über den der Hörer mal kurz nachdenken kann. Sonst wird er doch blöde. Außerdem kann ich aus meinen paar guten Büchern immer mal einen guten Satz vorlesen. Ist sowieso nicht schlecht, dem Publikum ab und zu etwas zu erzählen, das langweilt sich ja sonst. Deshalb spiele ich auch Musik, die es noch nicht kennt, und damit das Publikum im Plattenladen die Musik gut findet, wenn es die Musik gut fand, sage ich die Kapelle und die Platte an. Das ist das mindeste. Nebenbei kann ich den netten Plattenladen am Leuschnerplatz empfehlen, der so gut sortiert ist, dass es die Musik da auch gibt. Wieso sollte der dafür bezahlen, er ist ja auch nicht teuer. Mehr als einmal die Woche Blues Explosion. Und ein Gernhardt-Gedicht. Tonschnipsel aus Vorzeiten. Eugen Egner. Mardi Gras.bb und Eels. Jeden Tag jemanden, der was interessantes zu erzählen hat. Die besten Konzerte rauszusuchen ist auch einfach. Dafür muss mich niemand extra bezahlen. Das Lipsigorod-Theater darf anrufen und sich empfehlen, davon versteh ich ja nichts. Und weil der Hörer nicht ewig lebt, muss er sich keine Jingles anhören. Ich nehme ihn ernst, und seine Lebenszeit auch. So stelle ich mir das vor, wenn ich groß und Radio-DJ bin.
Aber vielleicht bin ich da der einzige.