Alle ist das Jahr,
das so trocken war.
Ausgepresst und flach.
Ach.
Hat dich mitgenommen,
bist grad so gekommen
bis zum Böllermief.
Schnief.
Morgen liegenbleiben.
Übermorgen treiben
hin zum Kraftbierschrein.
Fein.
Lange Jahre hatte mir das Papierschutzblech gute Dienste geleistet. Glücklich, zufrieden und in der Leidenschaft für Dreck vereint glitten wir durch die Landschaften. Dann jedoch fand ich den Quengelbrief von „der Wirtschaft“ im Postkasten, die, mit Angabe meiner persönlichen Konsumwerte untermauert, beklagte, ich würde nicht genug „investieren“, sei somit ein Lump und Vaterlandsverräter, der die ganzen schönen Fabriken (in China?) nicht wert wäre.
„Kaufe endlich mal was, du Schurke“, las ich zwischen den Zeilen.
Leider habe ich aber schon alles, außer eben „richtige“ Schutzbleche. Also werde ich wohl oder übel demnächst ins Stadion fahren, mir wie immer das Papierschutzblech auf den Kopf legen, damit die Bierduschen nicht meine Frisur in Unordnung bringen, und es dann einfach auf Platz 37 liegen lassen.
Wer schon genug andere Sachen gekauft hat und noch kein Papierschutzblech besitzt, kann es dort abholen.
Jedoch, als es dann schon wieder fast vorbei war mit dem Glanz und der allumfassenden Heiterkeit, wurde Karl Gong von einer eigenartigen Wehmut befallen, vergleichbar jener beim Anblick eines leeren Kühlschranks oder eines Silberfischchens, das allein und überfordert im halogenen Licht über die Badfliesen irrt, und er freute sich an jeder bunten Lampe, die er im Stadtbild ausmachen konnte, solange sie nicht ausgemacht war.
Bald würde ihm nur der farbenfrohe Morgen über den Gleisen bleiben, und jener auch nur mit schlechtem Wetter im Anmarsch (Bauernregel), und deswegen neuerdings selten.
Letztens kaufte Karl Gong auf der Straße mal wieder jene Zeitung, die sich das Wohl der Obdachlosen auf die Druckfahnen geschrieben hat. Er findet die Leute nett, die sie verkaufen, und ich, Gong, tue Gutes, denkt er. Seht her, wie ich sie kaufe!
Zu Hause schlug er das Blättchen auf und blieb sogleich bei den Literaturempfehlungen hängen:
„Denke nach und werde reich“
„Der überlegene Weg zum Erfolg“
„Die 48 Gesetze der Macht“
„So erreichen Sie, was Sie wollen“
„Bigger, Leaner, Stronger (…der natürliche Weg zum idealen Männerkörper)“
„Was die Reichen ihren Kindern über Geld beibringen“
Soso, dachte Karl Gong, und: Aha. Soso.
In der Schlange vom Backfisch steht ein Herr und sabbelt und brabbelt und weint und greint, denn sein Unglück sind die Ausländer. Es ist erwiesen, immer und überall diese und jene Ausländer, sie fangen an mit Schubsen und weiter geht es mit dem Schlimmsten! Immer.
Nun folgt eine Pause, in der seine drei Zuhörer, die nicht zu Wort kommen wollen, verlegen öhm und ähm und urbs machen. Der übliche Ausfluss eben, mögen sie sich denken. Schließlich aber eine ganz neue Wendung, die Krone der Ausführungen: Hat doch der Herr im Fernseh gesehen, dass jetzt tatsächlich diese Ausländer (Iraner) bei diesen Ausländern (Assaddamaskus) einkaufen fahren, und dass es dort schön ist und billig und überhaupt nicht einzusehen, warum denn noch diese ganzen Ausländer hier bei uns hocken, dem Herrn durch ihre bloße Anwesenheit missfallen und nicht einfach nach Hause einkaufen fahren. Mit piepsig erhobener Stimme wird die Zusammenfassung geboten: Ich glaube DENEN jetzt gar nichts mehr, denn DAS haben sie uns immer verschwiegen, die Hunde (gemeint ist wohl das Fernseh).
So ist das mit der Besinnlichkeit, wenn man ganz tief in sich hinein horcht und nichts findet außer vorgekauten Unsinn. Zufrieden latscht der Herr von dannen mit seinen frittierten Fischbuletten, und man stellt resigniert fest, dass nicht annähernd soviel Backfisch verkauft wird, wie man kotzen möchte.
Das Fernsehen erfüllt seinen Bildungsauftrag im Grunde nur dann, wenn es so einen Schrott sendet, dass die Menschen ausschalten, ein Buch lesen, eine Platte hören oder nach draußen gehen, um sich gegenseitig zu befruchten.
Es knallt ein scharfes Licht
von oben auf die Mütze.
Der Künstler in der Pflicht:
Er sucht noch eine Pfütze,
um alles drin zu spiegeln.
Er hirscht noch durch die Auen,
versucht das Gras zu bügeln,
um ja nichts zu versauen.
Wohlan, es ist geschehen!
Die Fotokunst gelingt!
Man kann auf ihr nicht sehen,
wie sehr die Gülle stinkt,
wie laut die Kühe grölen,
nicht, dass die Mücken stören,
und das Gekläff der Tölen
muss niemand blutend hören.
Des Künstlers Überlegenheit:
Der Sieg über die Wirklichkeit.