Archiv für den Monat: Februar 2022
Das diverse Abenteuer zur Nacht
Ich hole meinen Knicker raus
und schleiche heimlich aus dem Haus.
Ich spiele eine Gangsterbraut
und fühl mich wohl in meiner Haut,
so queer und irgendwie verrucht,
was ich zu selten hab versucht.
Ich laufe hin und renne her
und knicke forsch mein Schießgewehr,
verschieße die Diabolos,
verirre mich auf falsche Klos
und kehre heim erst in der Früh,
wo ich im Homeoffice verblüh.
Das karrieristische Haiku zum Sonnabend
Der Weg nach oben
gepflastert mit fünf Sternen
glücklicher User
Auf der Terrasse
Der Spatz erklingt,
die Krähe singt,
der Busch blüht stur im Froste.
Ich sitze still,
weil ich es will,
im Sonnenschein und roste.
Von der Zweisamkeit
Ich nehme einen kleinen Schluck
von hier, von da, egal.
Ich kriege heute nicht genug,
so wird mir auch nichts schal.
Ein Kerl, zwei Becher und kein Streit,
denn Überfluss ist toll:
Nur in gelebter Zweisamkeit
ist mein Glas immer voll.
Das dunkle Turmhaus
Dunkles Haus mit Faltungszonen
ließ den Klempner sich nicht schonen:
Biegen, Kanten, Schneiden, Falzen,
vom Gerüst nach unten balzen,
wo die Mädchen lässig wandeln;
noch einmal den Preis verhandeln?
Lustig ist es auf dem Bau.
Aber morgen mach ich blau.
22 2 22
2
ist heute gut dabei.
22:
heute wanz ich
links und rechts mich ran,
weil ichs kann,
an dich.
Warum denn nich?
Das vergessene Gebäude
Karl Gong, der über die letzten Grundstückserwerbungen ein wenig den Überblick zu verlieren drohte, gerade auch, weil die Unangetraute ihm eben noch zu Weihnachten einige bis dato unverkäufliche Flurstücke in den Äußeren Vorwerken geschenkt hatte, erblickte auf einem Inspektionsgang, bewaffnet mit Navigationsgerät, Maßband, angespitzten Rundhölzern und Vorschlaghammer, im hinteren östlichen Bereich seiner neuerworbenen Position „An der Suhle 37/2a“ ein rätselhaftes Gebäude, fertigte einige Fotografien und Zeichnungen, brach durch die vernagelte Tür ein, fand rätselhafte Installationen vor, in deren Inneren ein Blinken und Fiepen von rastlosem, aber augenscheinlich vergeblichem Maschinenwirken kündeten, vernagelte die Tür sachgerecht, zog Mütze und Handschuhe über, stellte sich auf das Lenkbrett der Dieselameise, die er auf einem anderen Grundstück glücklich vorgefunden hatte, und gurkte hin zur Stasiunterlagenbehörde, um Einblick zu nehmen in eventuelle Stasiunterlagen, die sich mit dem rätselhaften Gebäude beschäftigen könnten, das er in einen artgerecht konstruierten Taubenschlag umzubauen beabsichtigte.
Frustrationsproklamation
Ich sitze still im Busch
und ziehe eine Gusch.
Ich schaue auf die Uhr
und frag, wo bleibst du nur?
Wir hatten hier ein Date.
Du bist, mein Liebchen, spät.
Mir wird allmählich kalt,
so wachend hier im Wald.
Wenn du nicht bald erscheinst
und mir ein Tränchen weinst,
weil du mich hast vergessen,
dann geh ich erstmal essen.
Das lokale Haiku zum Sonnabend
Monströse Bauten
neigen sich wohlwollend und
zuckersüß dir zu
Aus der philosophischen Praxis
Ich hatte mich mit den einschlägigen Werken der Philosophen vertraut gemacht und trachtete danach, sie in die Praxis umzusetzen. Das Zeugs ist ja doch eher theoretisch angelegt, und nicht nur einmal fielen mir die Äuglein zu, wenn ich nächtens im Bett versuchte, die schweren Wälzer auf meinem Bauch zu balancieren. Wie froh war ich, dass es mittlerweile einschlägige Institutionen zu geben schien, die sich der philosophischen Praxis verschrieben hatten, bzw. als solche firmierten. Allerdings ringe ich noch mit mir, ob ich an dem zu vereinbarenden Termin eher dem Marxschen Wirken Vorrang geben oder zunächst Kant, Hegel und Feuerbach auf der Werkbank des Geistes einer sinnvollen Verwendung zuführen sollte.
Hofarbeiter-„Hände“ beschmieren Tor und Wände!
Diese Information wurde Ihnen präsentiert von
Adolf Nitzsche, Getränkehändler in Machern
(man muß nur machern)
Die Konsultationspunkte
Die weitgehende Vereinzelung der Heimarbeitsschaffenden, die in bestimmten Organisationen durchaus segensreich wirken kann, hat nicht nur positive Aspekte. Sogenannte Online-Meetings können das persönliche Aufeinandertreffen der Mitarbeitenden nicht ersetzen. Deshalb wird in einem breit angelegten, bundesweiten Feldversuch die Installation von neuartigen Konsultationspunkten realisiert. Diese entstehen vorzugsweise im Umfeld bäuerlicher Produktionsbetriebe, wo genügend frische Luft bereitgestellt werden kann, sowie Platz, um mit den Armen zu rudern und Abstände einzuhalten. Für Kost und Logis darf im Stall mitgearbeitet werden, und die Kühe brauchen noch Namen.
Vom Rüpelradeln
Zügig geht es durch die Auen.
Niemals Autofahrern trauen.
Wanderer in Gräben klingeln.
Niemals über Stürze ningeln.
Schwierigkeiten russisch lösen.
Dann gehörst du zu den Bösen.
Kleine Bildbeschreibung
Im letzten Bild unserer kleinen Methodenbetrachtung erblicken wir zunächst einen Verschwörungsprediger, der aus Isolationsgründen in einer Kanzel an einem Schornstein angebracht ist und versucht, die in karierte Schlafanzüge gewandeten Kollegen zu Spenden in die kollektive Prämienkasse zu bewegen, über die er aus unerfindlichen Gründen die Gewalt ausübt. Währenddessen wird ein Kollege auf dem Dach eines Rohbaus von einer roten Platte am Kopf getroffen, die SLOBIN-METHODE heißt. Hat der andere Kollege nachgeholfen, oder ist nur der Lufthaken, an dem die Platte bewegt wurde, falsch programmiert? Diese Frage wird nicht beantwortet, dafür präsentiert der Zeichner HOF mit einer bisher in seinem Schaffen nie dagewesenen Sprechblase eine völlig absurde Pointe: Womit, bitte schön, wurde denn nun gleichzeitig begonnen? Mit dem Ondulieren der Haarpracht der Werktätigen? Mit dem Herumgurken von Lufthaken, an denen wie durch Zauberhand klebende (Magnetismus?) rote Platten an die Köpfe unschuldiger Bauleute knallen? Mit der Methodensammlung verhält es sich augenscheinlich wie mit den Kinofilmen des amerikanischen Klassenfeindes: Man präsentiert ganz zum Schluss einen Felsenschaukler („Cliffhanger“), damit das Publikum nach Fortsetzungen dürstet. Das hat mich dann doch ziemlich zum Nachdenken angeregt.
Die Schwierigkeiten Echter Kupfertiefdruck-Karten
Die Schwester reicht den Tupfer.
Ich drücke auf das Kupfer,
so tief es eben geht.
Die Karte kommt zu spät,
wenn ich so weiter mähre!
Fix, Frollein, her die Schere!
Au, au, was soll das? Au!
Ach, Sie sind eine Frau.
Das dachte ich mir schon.
Wo ist das Silikon
für meine Druckerpresse?
Nischt geht hier! Meine Fresse!
Ich lass das mit der Karte
und fahre selber. Warte
um neun am alten Ort.
Ich komme! Bin schon fort.
Zur Feier des Tages
Ach mir ist so feierlich.
Alles leuchtet, alles gleißt.
Und vergiß die Eier nicht
mit dem Kaviar, du weißt?
Schinken, Käse, frisches Brot,
Knusperflocke, Gummitier,
niemand leidet heute Not,
spült er nach mit gutem Bier.
Blaue Stunde, blauer Sinn,
Glas um Glas befüllt uns stur.
Wann wir solln zum Bette hin,
zeigt uns spät die blaue Uhr.
Wankend geht es übern Platz,
wo dereinst ein Denkmal grüßt
protzend mich und dich, mein Schatz.
Kopfschmerz später. Jeder büßt.
Das einordnende Haiku zum Sonnabend
Die Natur kann viel
doch hat sie auf die Schönheit
nicht das Monopol
Alles erlaubt!
Fahr ich einmal mit der Bahn,
lege ich die Maske an,
trage sie jedoch nicht lange
(vor Erstickung ist mir bange),
fresse darum Stund um Stunde
(ist erlaubt als Reisekunde)
knapp dreitausend Kalorinen.
Lustig ist es auf den Schienen.
Feierabend
Das Soufa ist mir souwiesou
ein großes Aaah und kleines ou.
(Als Hofarbeiter nach der Schicht
hat die Gemütlichkeit Gewicht!)
Und kommt dann noch ein Bier dazu,
passt dem Problembär jeder Schuh.