Archiv für den Monat: März 2012

Unbehagen eines Großkapitalisten


Mein See, meine Schwäne, die Brücke der anderen.
Über meinen See, auf dem meine Schwäne kreuzen, muss ich eine Brücke dulden. Uralte Wegerechte, von längst dahingegangenen Obrigkeiten verfügt, Frechheit. Auf dieser Brücke bewegt sich Volks. Wenn ich mit meiner Yacht unter der Brücke durchfahre, stehen sie oben und glotzen auf Deck. Es ist unmöglich, sich in genau derjenigen Gesellschaft auf meinem See zu bewegen, die mir behagen würde, nämlich zwei oder drei gepflegte Damen in ausgesuchten Posen, wie man sich das eben so vorstellt als schwer arbeitender Großkapitalist (16-Stunden-Tag). Nein, um nicht unangenehm aufzufallen als Besitzer des bekloppten Sees und der beknackten Schwäne drauf lässt man sich auf seine schöne Yacht einen blöden Tisch mit zwei Bänken zimmern und lädt bei jeder Ausfahrt ein paar Statisten plebejischen Charakters ein, die fröhliche, unbeschwerte Seefahrt vorgaukeln, und wahrscheinlich haben die die auch, ist ja alles von meinem Geld, der Wein, das Knabberzeug und die plebejischen Damen, die mich natürlich keines Blickes würdigen, sie wissen ja nicht mal, dass mir das alles gehört, denn sie lassen sich von mir nur die Tickets durchknipsen, und alles muss wirken wie ein ganz normaler Bootsausflug, einmal rum in einer Stunde! Sehr unbehaglich.

Kettenhäkeln


Was ist das am Boden?
Interessant ist eigentlich nicht, was für ein Muster beim Kettenhäkeln herauskommen soll, sondern was in dem Päckchen ist, das der Kollege, vor Anstrengung sicher die Backen aufblasend, dabei verloren hat. Kippen? Bonbons für frischen Atem? Rasierklingen, um die überschüssigen Enden abzutrennen? Kondome? Nie, nie werden wir es erfahren.

Schönheit des Imperfekten


Dieses Design ist alles andere als perfekt.
Heutzutage weiß man ja wie das geht: Die ganzen verschiedenen Leuchter und Reflektoren (viel mehr als früher), die Stoßstange, der halbe Kotflügel, der Klopapierrollenhalter und der Reichweitenverlängerer und sonstwas die unersättlichen Kunden am Auto dran haben wollen (zum Beispiel beim Rechtsabbiegen überfahrene Radfahrer) werden in einem einzigen Bauteil zusammenkonstruiert, vom Zulieferer zugeliefert und vom Montier an einer beliebigen Ecke des Fahrzeugs (vier Stück) mit einem leichten Schmatzen eingeklickt. Keiner kriegt den Mist je wieder unzerstört auseinander, es sieht scheiße aus (darf man neuerdings schreiben, dieses Wort), und man kann besser drauf staubwischen. Sowas kommt natürlich nicht in meinen Fuhrpark. In meinen Fuhrpark kommen imperfekte Objekte, wo die Teile noch einzeln abfallen können, wenn man sie nicht jeden Monat bzw. alle 200 km fest anzieht. Man kann sich noch die Schienbeine an den Fahrzeugen einschlagen und an der Stoßstange eine Flasche Bier öffnen. Das freut auch den Getränkehändler (A. Nitzsche in Machern man muß nur machern).

Synapsenplan


Ich sah konzentriert in mich hinein.
Ich erblickte den Synapsenplan, mit dem Teile meines Gehirns miteinander verknüpft sind. Alles schien in bester Ordnung. Der Plan hatte die Form eines postmodernen Teppichs. Vielleicht müsste nur mal wieder gründlich gesaugt werden, dann würde das mit dem Kaffee und den Kopfschmerzen auch wieder weggehen. Ich machte die Tür auf und klingelte, aber kein Staubsaugervertreter war zu sehen.

Dem Volk zur Kenntnis


Getränkehändler A. Nitzsche in Machern man muss nur machern
Dem anwesenden Volk bitteschön zur Kenntnis erlaubt sich Herr Nitzsche mitzuteilen, dass in diesen Sekunden eine Modernisierung seiner Internetzpräsenz

www.nitzschepop.de

in Form eines modernen „Blocks mit heufigen Nachrichten aus der Zentrale erfolgen Wirt. Einige Nachrichten sind bereits eingetroffen und dürfen konsumiert Verben.“ Zitat Ende.

Die Bekanntmachungen finden sich angeblich unter „Bekanntmachungen“. Ob sich die Mühe lohnt, die Adresse in den Brauser einzutippen, muss jeder Pfirsich selbst entscheiden.

Der Betreiber der Gazeta Lipsigoroda sieht sich aufgrund seines Punktestandes bei Herrn Getränkehändler Nitzsche dazu veranlasst, diese Nachricht wohlwollend zu verbreiten.

Terrasssenheizung


Allen Zweiflern, die bezweifeln, dass es auf den Personenterrassen von Personentransportschiffen eine Terrassenheizung gibt, sei die Betrachtung dieses Beweisfotos ans Herz gelegt. Fette Heizrohre, gefüllt mit kochendem Wasser (wahrscheinlich vom Atomtriebwerk aufgeheizt) verbreiten wohlige Wärme auf der Terrasse. Polnische LKW-Fahrer liegen niederländischen WohnmobilistInnen in den Armen (naja, vielleicht, wenn das Schiff untergeht, sonst wohl ni), und deutsche Datifri-Kunden (Whisky) fotografieren die Terrassenheizung (wegen Verschwendung).

Die Lieblingsatomfabrik


Achja.
Das ist sie übrigens, meine Lieblingsatomfabrik. Die mit den Katzenkopfstrommasten. Man kann extra Schiffsreisen buchen, um an der Anlage vorbeizufahren, und wenn man sich sattgesehen hat, geht man ins Datifri und sackt ein paar Flaschen Whisky zum Vorzugspreis ein. Man kann aber auch auf der beheizten Terrasse des Schiffes herumlungern und Maulaffen feilhalten.

Niedlichkeitsgründe


Mancher Verantwortliche hängt der irrigen Meinung an, dass die Menschen etwas gegen Atomfabriken haben (haben sie nicht, alles bestens) und greift, da er ja als Verantwortlicher (muhaha) nicht von der Atomfabrik lassen kann, zu Maßnahmen, um dieser ein halbwegs oder ganzwegs nettes Image zu verpassen. In Frangreisch zum Beispiel haben die Verantwortlichen Atomfabrikstrommasten in Katzenkopfform erfunden, denn: Katzen sind NIEDLICH. Ziemlich clever, die da.