Archiv für den Monat: Mai 2007

Frisuren und Klima


Ob es sich bei dieser Heizspirale um ein friseurtechnisches Aggregat handelt, mit dem herrlichste Damenlöckchen gefertigt werden, oder ob sie nur der Erwärmung des Vorplatzes dient, können allein Fachleute (Experten) mit letzter Sicherheit feststellen. Auch zu solchen Zwecken reisen die Experten (Fachleute) demnächst an die Ostseeküste, und außerdem wird es schweinewarm (Vermutung, Sommeranfang, Hochdruck, Heizspirale). Ungestörte Badefreuden, Champagner auf dem Zimmer, nette Tischnachbarn und die Küstenwache immer in Rufweite sind neben einer passenden Frisur die Dinge, die das Leben erträglich machen und damit für ein gutes Klima sorgen.

Der Direktor


Kurz vor Hackpfüffel entschloß sich Karl Gong, seinem silbernen Wagen eine Verschnaufpause zu gönnen. Außerdem war Karl Gong selbst erschöpft vom Bier und den Butterbemmen, die ihm die Polizisten mitgegeben hatten. Er hielt auf einem Parkplatz, neben dem ein gelber Busch loderte, und wurde vom Direktor sofort darauf hingewiesen, ein Betriebsfremder zu sein, dessen Aufenthalt hier nicht erwünscht sei. Was nun tun? Karl Gong analysierte den Betrieb, der hier im Gange war, mit dem Ziel, Teil dieses Betriebes zu werden und also nicht mehr als fremd zu gelten. Dies gelang: Er legte sich auf die Wiese und wucherte und pfiff und schnalzte und schnarchte vor sich hin. Da konnte der Direktor nichts dagegen haben, er blieb in seinem Plattenbau hocken und ließ Karl Gong einen zufriedenen Mann sein. Die Reise nach Hackpfüffel würde noch genug Entbehrungen mit sich bringen!

Die verwunschene Lokomotive!


Als Karl Gong im Winter in der Metropole aufgebrochen war, um nach Hackpfüffel zu gelangen, beabsichtigte er, die Eisenbahn zu benutzen. Es war der einzige Tag dieses Winters, der so kalt war, dass man die Sandalen zu Hause lassen und mit Lederschuhen durch den frischen Schnee stapfen musste. Wochenlang hatten die Meteorologen gegreint, dass es zu warm wäre, heute waren sie für einen Moment verstummt, und Karl Gong hatte beschlossen, das silberne Auto in der Garage zu lassen und sich der Reichsbahn anzuvertrauen. Er suchte verzweifelt den Bahnhof, denn er war zu stolz, einen Stadtplan zu benutzen. Wahrscheinlich würde er den Bahnhof an den riesigen Lokomotiven erkennen, die die riesigen Reisezüge nach Hackpfüffel ziehen mussten! Und da war auch schon eine, allerdings ohne Reisezug! Karl Gong beschloss, den Lokführer zu fragen, wann es denn losgehe und wo er Platz nehmen könne. Er betrat die muffig riechende, gigantische Maschine, aber kein Eisenbahner war anwesend. Nachdem Karl Gong eine Weile herumkrakeelt hatte, kam die Polizei, brachte ihn nach Hause und setzte ihn in sein silbernes Auto. Er tat eine Weile eingeschnappt, da brachten ihm die Beamten ein Bier sowie mehrere Butterbrote und schoben sein Auto an, bis es knatterte. Der Schnee schmolz, und Karl Gong raste los in Richtung Hackpfüffel.

Nach Hackpfüffel!


Aber erstmal frühstücken!
Karl Gong begab sich also wieder zum Goldenen Stern, das Auto war sowieso weg, und in dieser Gegend würde es wohl nie wieder auftauchen. Die einzigen Fahrzeuge hier waren riesige ausländische Geländewagen, die Anhänger mit verwegen aufgeschichtetem Schrott hinter sich herzogen. Lachende Zwerge in den Geländewagen winkten Karl Gong zu, und lachend winkte er zurück. Erstmal ein Bier! Dann die Polizei. Oder vorher an dem Wasserhahn, der neben dem Goldenen Stern angebracht war, den dicken Hals waschen? Ständig war man in der Fremde lebensentscheidenden Situationen ausgeliefert, sollte Entschlüsse fassen, deren Folgen man nicht absehen konnte, jedenfalls nicht, wenn man die Nacht zuvor damit zugebracht hatte, siebzehn mittlere Biere und den einen oder anderen Wodka zu sich zu nehmen. So, mein lieber Herr Gong, kommen wir nie nach Hackpfüffel, dachte Herr Gong.

An der Tankstelle


Als Karl Gong mit seinem silbernen Wagen endlich die Tankstelle erreichte, hatte ihn dort offensichtlich keiner mehr erwartet. Der Tankwart hatte die Zapfbestecke eingepackt und mit nach Hause genommen, wohl, um sich was dazuzuverdienen. Zuzu. Karl Gong ging in die Kneipe gegenüber, um bis zum Morgen zu zechen; wenn der Tankwart dann wiederkommen würde, könnte er Benzin nachfüllen lassen und dann die Reise nach Hackpfüffel fortsetzen. In der Nacht beobachtete er schläfrig, wie seltsame Zwerge seinen Wagen in eine der hölzernen Garagen rollten, die um die Tankstelle gruppiert waren. Na, wenigstens würde der Wagen in der Garage nicht geklaut werden, dachte Karl Gong und schlief ein. Die schrillen, aber gedämpften Arbeitsgeräusche aus der Garage konnten ihn nicht wecken. Am Morgen war das silberne Auto weg, die Garagen waren leer und der Tankwart abwesend. Na gut, dachte Karl Gong, ohne Auto brauch ich auch kein Benzin, geh ich erstmal frühstücken.

Im Schatten der Malzfabrik


Als wir noch im Schatten der Malzfabrik wohnten, träumten wir oft von der Titanic. Oder von Raketen. Oder von Raketenkreuzern der Volksmarine. Wir wachten schweißgebadet auf, gingen zum Kühlschrank und entnahmen Biere. Da wußten wir, wozu die Malzfabrik eigentlich gut ist! Wir stellten uns vor, wie das Malz an den dreckigen, fetten Malzmaschinen hergestellt wird (wahrscheinlich mit Mikroelektronik, wie in Hinterwald üblich). Es stank nach verschmorten Transistoren.

Später zogen wir aus dem Schatten der Malzfabrik in das Licht der Metropole. Die Malzfabrik verlor für uns an Bedeutung und ging pleite. Wenn wir jetzt nachts schweißgebadet aufwachen, holen wir Biere aus dem Kühlschrank, stellen uns ans Fenster und betrachten die gleißenden Hochhäuser, durch deren Schluchten silberne Kareten jagen.

Irgend jemand hat wohl genug Malz aufgehoben in versteckten Silos unter der Erde von Mittelelbien. Oder bauen sie in den Hochhäusern der Metropole jetzt das Malz mit Gentechnik zusammen? Und fahren es mit silbernen Kareten in die Klubs, die stinkenden alten Malzfabriken nachgebildet sind?

Ja.

Meine kleine Farm


Am Wochenende fahre ich wieder auf meine kleine Farm.
Von der Frühstücksterrasse aus betrachte ich meine Mustangherde, die perlend über das weitläufige Anwesen galoppiert. Wehe dem, der sich auf die Koppel „verirrt“ hat und die Hufe der „edlen Tiere“ zu spüren bekommt! Das mag ich mir gar nicht vorstellen und werde wohl in diesem Fall das artig beschlagene Glas Krusovice vor die Augen halten, um das blutige Elend in ein weiches, güldenes Licht zu tauchen. Muss ich dann einen ebenfalls güldenen ADAC-Hubschrauber rufen? Ankunft und Abfahrt eines solchen gehören zu den beeindruckendsten Erlebnissen, die man haben kann, zumal in engen Straßenschluchten (die es leider auf der Farm nicht gibt). Aber die Pferde werden wohl völlig durchdrehen, ich begebe mich dann lieber auf die Abendbrotterrasse, entzünde die Feuerschale und beobachte das Gehege mit den Problembären.

Um Mitternacht werfe ich dem Lieblingsproblembär ein paar Kekse über den Zaun. Oder Russisch Brot.