Kategorie-Archiv: Durch Fauna und Flora

Durch Fauna und Flora

Das schlampige Sonett vom Ende

Sieht aus, als müsst ich enden heute.
Drum kommt in meine Arme, Leute,
und schaut, was in den letzten Jahren
die Lipsigrader Themen waren.

Ihr findet Perlen, groß wie Bälle,
Gedichte, einfach auf die Schnelle
oder als schlampige Sonette
gereiht auf eine lange Kette,

dazu die Bilder, digitalen,
geklaubt aus hohen Hochregalen
und mit Erläuterung versehen,

die Haiku, streng nach Silbenzahlen:
Erzeugt mit Spaß und ohne Qualen.
Lest laut und lacht. Ich muss jetzt gehen.

Offizieller Appell

Den Bürgern wird dringend geraten, auf das Sprengen ihrer Gärten zu verzichten.

Das obenstehende Foto wurde bereitgestellt von der Bundeszentrale für politische Bildung, Wasserknappheit und Elektromobilfabrikanten. Der empfohlene beizustellende Text lautet: „Den Bürgern wird dringend geraten, auf das Sprengen ihrer Gärten zu verzichten.“ Wir schließen uns diesem Appell gern an.

Der Kormoran

Ich sitz an meinem leeren Tisch.
Der Kormoran fraß meinen Fisch.
Ich wollte meinen lieben Aal.
Der K. frisst Aale ohne Zahl.

Wenn ich den K. nicht bald erwische,
verzichte ich auf alle Fische
und fresse nur noch Gurke.
Der Schurke!

Das schlampige Sonett von der Bärnährung

Bären wollen keine Brote,
Bären wollen keinen Keks.
Zur gereichten Erbsenschote
sagt der Bär nur einfach: Äks!

Wollen sich gesund ernähren,
fangen gern im Tümpel Fisch.
Manchmal kauen sie auch Beeren.
Honig? Täglich auf dem Tisch.

Sieh nur, wie die drei sich balgen
(manchmal lecken sie auch Algen)!
Niedlich? Ja. Doch warne ich:

Bleib der Grube lieber ferne,
denn so richtig, ehrlich gerne
wolln sie eigentlich nur dich.

Vom Schneehasen

Schneehase im Lauf

Nach dem langen und harten Winter, in dem wir den Schneehasen (Lepus tinnitus) in unserem Land als gern gesehenen Gast willkommen hießen, bricht nun für den lustigen, an tiefe Temperaturen gewöhnten Gesellen eine harte Zeit an. Der Schnee ist geschmolzen, und auch die Kühllandschaften in den Supermärkten stellen als Lebensraum keine wirkliche Alternative dar. Glücklich also, wer sich rechtzeitig auf den Weg gemacht hat und vom Nordkap, aus Kamtschatka oder Patagonien verspätete Ostergrüße senden kann (bitte ausreichend frankieren). Gern begrüßen wir die freundliche Spezies wieder im September an den Sammelstellen, wenn der erste Eishauch des nahenden Winters unsere erschrockenen Ohren trifft und die Blicke der Passanten gefrieren lässt.

Königinnen auch außen

Karl Gong, inspiriert durch die Heckklappe des vor ihm herumgurkenden Transporters, beschloss, sich der auf seinem Grundstück mehr oder weniger wild siedelnden Bienen auf professionelle Weise anzunehmen, eine Königin aufzuziehen, frei flottierende Schwärme zu fangen, mit Bienenprodukten (was auch immer das sein könnte – Fühler? Flügel? Facettenaugen?) und Bienenpatenschaften immens viel Geld zu verdienen und an befreundete Großgrundbesitzer auch mal ein paar Bienen zu vermieten, ein Plan, der bei der Unangetrauten auf große Zustimmung stieß, weil er somit endlich einmal etwas Nützliches tun und nicht permanent in der Gegend herumlungern würde, einzig der Gedanke, dass Gong sich neben ihr eine Königin heranzüchten könnte, ließ sie kurz innehalten, bevor sie sich seine unbedingte Loyalität durch körperliche Maßnahmen erarbeitete.

Das schlampige Sonett von der Verhinderung

Kitschig blinkt die Regentonne
in der lila Abendsonne.
Boote fahren nicht hinaus,
Skipper hocken öd zu Haus,

die Saison: noch nicht gestartet.
Auch das Weib auf Lava wartet:
Endlich hüpfen in den See
von der Reling aus nach Lee.

Badewanne: brüllend warm.
Seifenschmiere auf dem Arm.
Sie vermisst die Eisesfrische

beißend scharf am weißen Bauch
(an der Brust natürlich auch)
und das Murmeln kleiner Fische.