Archiv für den Monat: September 2005

Alter unbekannt

Sonderbar, daß UFOs stets in der Wallachei abstürzen

Nicht alle UFOs sind rund. Das abgestürzte Raumschiff im Hintergrund jedenfalls ist eher quaderförmig. Ca. 3 m hoch, 20m lang und ca. 12 m breit. Wie weit sich der Rumpf beim Absturz ins Erdreich gebohrt hat, wurde noch nicht festgestellt. Antriebsart, Verbleib der Besatzung und Absturzzeitpunkt sind nie ermittelt worden. Vielleicht liegts daran, daß der Fundort des alten Raumschiffs im Raum Hinterwald liegt. Nichtsdestotrotz ist der Fundort ein schönes Ausflugsziel fürs Wochenende, wenn man sich aus Sperrzonen nicht so viel macht. Das ist überhaupt einer der größten Vorteile, da man gänzlich ungestört die zahlreichen bizarren Insekten, wunderlichen Wasservögel und biberartigen Tiere betrachten kann, welche sich im streng gesicherten Sperrgebiet tummeln.

Vom Popkonzert

Sehr geehrter Herr Willy,

Nach dem Berichte gezeichnet von Herrn Willy

heute möchte ich Ihnen doch noch gern von dem Popkonzert berichten, das sich vor einer Woche zugetragen hat. Die Musik tut nichts zur Sache, es ist nicht die Ihre. Deshalb standen um mich herum auch lauter junge Damen, das hätte Ihnen gut gefallen! Junge Damen sind ja sehr leicht zu begeistern, manche begannen zu hyperventilieren und wurden dann unter Protest von glatzköpfigen Sicherheitsnasen hinweggetragen, noch vor Beginn. Ebenso vor Beginn stolzierte der Inhaber des Sicherheitsbataillons vor der Bühne verantwortungsbewusst auf und ab, um auch was vom Popstar zu sehen. Er trug eine schöne Friseurfrisur, als Inhaber geht das.

Es war übrigens kaum Luft zu kriegen, denn vor dem Konzert wurden die im Pulk wartenden Gäste von einem halbstündigen Gewitterguss abgeduscht, um den T-Shirtverkauf anzukurbeln. Leider gab es keine Hosen. Die Kleidungsausdünstungen vermengten sich mit dem Gestank durchgeweicht glimmender Zigaretten zu einem atemraubenden Gemisch. Junge Damen wurden hinausgetragen.

Weitere junge Damen wurden hinausgetragen, weil sie vor dem Konzert nichts getrunken hatten – das Klo ist unerreichbar für die in den ersten Reihen wartenden – und deshalb ordnungsgemäß dehydrierten. Manche fielen aber erst später in Ohnmacht, als der Popstar hereinkam.

Gefährlich wurde es für mich, als die vor mir stehende Dame einer neuen Unart des Konzertbesuchens frönte, nämlich ihren Zeigefinger rhythmisch von hinten über die Schulter nach vorn zu werfen, mit dem Ziel, begeistert auf den Popstar zu weisen. Stets hatte ich Sorge, dass sie mir unter die Brille fährt und das teure Teil (mit Antiflaschenbodenschliff und sogar etwas entspiegelt) nach vorn auf die Bühne katapultiert. Da hätte ich aber dumm gesehen! Wenn einem dagegen nur ein Feuerzeug ans Deckhaar gehalten wird, kann man es ja ausblasen.

Überhaupt war ich ganz zufrieden, mit 1,80 m Augenhöhe immer noch uneingeschränkte Sicht zu genießen. Zwar schreiten die Generationen im Wachstum voran, aber nicht so schnell wie befürchtet. Zusammengefasst kann ich nur zum Besuch eines Popkonzertes raten. Allerdings sollte man für die Rückfahrt über eine Sitzheizung und einen Flaschenhalter verfügen.

Tschechisches Kosmodrom


Die erste Rakete steht inzwischen als Denkmal am Eingang
Von der Öffentlichkeit kaum beachtet, haben die Tschechen gleich bei Mlada Boleslav ein beachtliches Raketenstartgelände eingerichtet. 2 gewaltige Raumschiffe stehen startbereit. Die Sicherheitsvorkehrungen werden eher lax gehandhabt, daher vermuten Fachkreise die Verwendung ungefährlicher Antriebsarten, wie z.B. Bier oder Braunkohle.

DER ATMER

Ich werd verrückt! Nu isses bald soweit. Hoffentlich ist dann nicht die gesamte Weisheit wie eine Seifenblase weggepufft, wenn man was schreiben soll.

Zur Zeit ist ja hier in Hinterwald – nur Eingeweihten kundig natürlich – Rätselhaftes im Gange. Und zwar ist wegen DEM ATMER schon der Leo offiziell verrückt geworden. Muß Medikamente nehmen und beim Psychologen Gespräche führen. Letzterer glaubt nicht an die reale Existenz DES ATMERS und hält das Ganze für Wahnvorstellungen. Fakt ist jedenfalls, daß wir – DIE ZEUGEN DES ATMERS – selbigen schon oft gesehen haben – jedoch gelang es nie, IHN zu fotografieren. Alle Filme waren überbelichtet, die Kameras gingen kaputt – und die Macht DES ATMERS verhinderte jede weitere Verfolgung. Auslöser für den – jetzt amtlichen – Irrsinn vom Leo, war ein erneuter Versuch, DEN ATMER abzulichten. Im Moment der Betätigung des Auslösers klappte der Leo jedoch wie ein Kartenhaus ohnmächtig zusammen, weil der Atmer vermutlich unfotografierbar ist. Jetzt muß ich warscheinlich ran – und mich wie Sergej Matrosow vor den ATMER werfen, damit ein Photo gelingt. Denn nur das kann den Psychologen belehren, daß es IHN gibt. Daß DER ATMER allhie ist.

Interessant wird DER ATMER auch durch die Tatsache, daß ER wie ein Kugelblitz stets auf Straßenbahnschienen unterwegs ist – und sich gerade an Knotenpunkten wohl fühlt. Wohlgemerkt nicht am Straßenrand – das war früher noch sein Plaisier – sondern auf den Schienen bzw. unter der Oberleitung, die IHM vielleicht als Energielieferant dient.

UFO-Klubhaus


Räumlichkeiten der Unterhaltungsindustrie…
…sind besonders günstige Adressen für UFOs, die im verborgenen wirken wollen. Da spielt es auch keine Rolle, wenn die Aggregate nicht ganz ins ausgesuchte Domizil passen und erstmal aus dem Dach rausragen. Im Gegenteil: Dies ist gar nicht mal schlecht, wenn es sich zum Beispiel um Periskope (rechts) und Atomauspuffe (links) handelt. Die Dorfbewohner nehmens gelassen, solange keine sexuellen Schweinereien passieren.

Stroboskopieren

Es war so kalt, dass sogar der Wasserfall gefroren war!

Unschwer als UFO zu erkennen

Ich ging an diesem Fluss entlang und stroboskopierte. Dazu benutzte ich ein Stroboskop. Das war schön. Es war aber auch kalt! Was war die Ursache dafür? Ich ging dem Fluss auf den Grund und sah nichts. Im Hintergrund entdeckte ich plözlich das UFO! Mächtig stand es da auf dünnen Beinchen.

Ich nahm das Stroboskop und funzelte ein bißchen in Richtung des UFOs. Es reagierte nicht. Wahrscheinlich war es zu sehr damit beschäftigt, den Wasserfall in Eis zu verwandeln. Jeder, der das schon mal versucht hat, kann bestätigen, dass dieser Akt vollständige Konzentration erfordert. Also fotografierte ich die Szenerie mit der Linse, die unten am Stroboskop angebracht ist und ging nach Hause.

Viele Jahre lang habe ich dieses Erlebnis vergessen.

Die Reise zum Goldfluss

Die Abreise stand unter einem trüben Stern. Wir wollten uns irgendwo treffen, aber keiner wusste wo.

Die Reise im Goldfluss

Zum Glück ist Lipsigorod nicht sehr groß, so dass Paul-Hermann uns alle irgendwann eingesammelt hatte. Auf dem verschlungenen Weg zur Autobahn öffneten wir die erste Flasche Glen Grant und phantasierten Schweinkram.

Später, beim Erreichen der Sollgeschwindigkeit auf der linken Spur, zerbrach das Fahrzeug und wir setzten unseren Weg zu Fuß fort. Leider war es uns nicht möglich, in dem großen Trümmerhaufen auf der Autobahn unsere Ausrüstung wiederzufinden, denn es waren mehrere Lastwagen am Unglück beteiligt.

Irgendwann fanden wir den versteckten Einstieg zum Goldfluss, wo auch schon das Personal die gelben Helme bereitgelegt hatte. Gegen eine geringe Gebühr schmückten wir uns mit den empfohlenen Materialien und benutzten den Lift in die Tiefe. Der Fahrstuhlführer sang eine Strophe aus einem beliebten Bergmannslied der B-Gs so lange, bis wir am unteren Ausstieg ankamen. Wir konnten aus der Anzahl der Wiederholungen die Tiefe des Schachtes errechnen (ungefähr siebzehn Kilometer).

Unten war es dann so warm, dass natürlich das Gold geschmolzen zu unseren Füßen plätscherte. Wir wateten ein wenig umher, bis die Besuchszeit abgelaufen war, fuhren wieder nach oben und besuchten eine Schankwirtschaft, in der wir uns bis zum Morgengrauen aufhielten.

Seitdem machen wir uns in Mittelelbien mit unseren goldenen Gummistiefeln lächerlich, denn als Ausflugsziel ist der Goldfluss weitgehend unbekannt.

Alt und neu harmonisch vereint


Da kann sich wohl kaum noch jemand erinnern.
Im Stadtteil Prohlis (wo uns so wohl is) gab es mal ein Gebäude, das das „Prohliser Schlößchen“ hieß. Schon etwas angegriffen, aber aufrecht. Wir wohnten im Keller und konnten es an diesem schönen Tage fotografieren, denn es wurde grad mal nicht durch die Ratten vorm Fenster verdeckt.

Verfolgt von einer Scherge des Regimes

Ein Dokument und seine Gechichte

Das ist das Dokument

Ich hatte die Hufu auf der Straße abgestellt, es standen schon ein paar Autos da. Wir gingen in die Eisdiele. Als wir wieder zurückkamen, baute sich der ABV der Gemeinde Wermsdorf vor mir auf und fragte, was ich denn falsch gemacht habe. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen.

Parkverbote interessierten mich damals ebenso wenig wie die Vorstellungen der bewaffneten Organe vom ordnungsgemäßen technischen Zustand von Kraftfahrzeugen. Wenn die Batterie alle ist, schiebt man das Fahrzeug an. Batterien sind teuer, in der IFA-Halle gibt es meist keine zu kaufen, und wenn man abends aus der Gaststätte kommt, hat der Laden sowieso zu. Der Blinker geht ja auch nicht mit Batterie, denn das häßliche hintere Schutzblech wurde aus optischen Gründen gekürzt, seitdem reibt der Reifen an den Kabeln und die Isolierung durch. Dann werden die Blinker eben nach unten gedreht, und jeder weiß, was los ist.

Nun aber war ich erwischt worden im Parkverbot, konnte zwar kein Schild erkennen, stellte aber irgendwann jegliche Widerrede ein, denn der Herr Hauptwachtmeister zeigte seine Waffe und kein Einsehen. Außerdem hatte ich Aussicht auf das originale Strafdokument, das er bereits in seinen Händen bereithielt. Über einen lächerlichen Betrag zwar, aber immerhin. Drei Mark waren damals viel Geld, man konnte in der Schenke beinahe sechs kleine helle Biere davon bezahlen (wir tranken aber nur große).

Also zog ich einen lilafarbenen Fünfmarkschein aus der Hosentasche, übergab ihn der Staatsmacht und hielt die Hand für das Wechselgeld auf. Eine Mark zurück, eine zweite… Einer plötzlichen Intuition folgend zog ich die Hand nicht zurück, und der Rächer des öffentlichen Raumes zählte mir das ordnungsgemäße Wechselgeld in die Hand: drei, vier, fünf. Wir verabschiedeten uns überaus höflich, und der ABV freute sich über den neuen Typus des netten, einsichtigen Straftäters in der sozialistischen Menschengemeinschaft.

Was lehrt uns dieses? Erstens bin ich verfolgt worden durch die Polizeigewalt. Zweitens habe ich noch eine Rechnung offen. Drittens war es wohl doch nicht immer ganz-ganz schlimm, manchmal sogar direkt lustig. Und viertens war es eine schöne Zeit mit der Liebsten auf dem Rücksitz, wenn sie sich an mich presste.

Das Hirn?

Seit neuestem habe ich den Eindruck, dass mein Hirn sich immer mehr vom konkreten hin zum wenig fassbaren bewegt. Neulich hat es sich sogar ganz von mir weg bewegt. Ich habe es erst in einer Lampe wiedergefunden, die ich letztens in umwölktem Zustand angeschafft habe, sie war äußerst billig. Erst zu Hause bemerkte ich, dass sie beim Einschalten künstliche Vogelgeräusche von sich gibt, von grünlichen Plastikschlieren überwuchert ist sowie einen Taschenrechner, Klebestreifen und Radiergummis beherbergt. Man kann die Vogelstimmen auch abschalten, aber dann brennt ein unerwünschtes Licht. Alles insgesamt sehr bizarr und unfassbar, weshalb mein Hirn sich wohl genau davon angezogen fühlte.

Ausführen von Zimmerspringbrunnen

Heute früh einen Lieferwagen gesehen, der hatte hinten ein Elektrikerschild dran: „Geerdet und kurzgeschlossen“. Sehr lustig eigentlich.

Das ist kein Zimmerspringbrunnen.

Außerdem einen Hund gesehen auf der Wiese, der sah aus wie ein Springbrunnen. Weil er so lange Haare hatte, die von einer erhöhten Stelle des Hundes nach allen Seiten herunterhingen, als er da saß (und in die Rabatten schiss). Vielleicht war es aber auch kein Hund, sondern ein Springbrunnen. Sicher ein Zimmerspringbrunnen, und damit es nicht so blöd aussieht, wenn Frauchen ihren Zimmerspringbrunnen ausführt, hat sie ihn notdürftig als Hund getarnt. Was würden die Leute sonst sagen, obwohl: Was heute manchmal ausgeführt wird, da ist ein Zimmerspringbrunnen immer noch eine Wohltat für den umherirrenden Betrachter.

Historische Fahrmaschinen


Ein Fest fürs Auge
Schon was die Farbzusammenstellung ihrer Fahrmaschinen betrifft, waren die Einwohner denen in den umliegenden Landstrichen stets weit überlegen. Eine barocke Pracht, die ihresgleichen sucht. Selbst planlos ins Bild ragende Kotflügel (Shiguli) sind ästhetisch perfekt auf die Umgebung abgestimmt.

Vom Wahlkampf 1

Heute morgen über ein Plakat von einer kleinen Partei mit einem großen C im Namen nachgedacht: „Ohne Gott geht alles kaputt. Jesus macht alles neu.“ Bedeutet das jetzt, wenn Gott aus Versehen mein Fahrrad kaputtgemacht hat, weil Er sich gerade mal umgedreht hat oder Fußball kuckt (langweilig, weil Er ja das Ergebnis bestimmt), dass dann Jesus kommt und mein Fahrrad wieder ganz macht (oder ein neues kauft)? Früher hieß es mal, alles neu macht der Mai. Jetzt wird gleich Herr Jesus bemüht, zumindest, wenn man die richtige Partei gewählt hat.

Aus der Welt des Aufruhrs

M. erzählt, wie an einem warmen Spätsommertage drei Herren und ein Fotograf einem Tisch im Wirtshaus Volkshaus zustreben. Die Herren setzen sich im Halbkreis gut ins Licht, breiten Dokumente aus, die sie auch ein wenig mit der Hand von der Tischplatte abheben, schauen sich ernsthaft an und tun, als würden sie reden. Der Fotograf fotografiert. Dann verlassen alle wieder das Lokal, ohne eine Bestellung aufgegeben zu haben. Am nächsten Tag liest man in der Zeitung, unter dem Foto, dass es sich bei dem abgelichteten Treffen um die Zusammenkunft von Demonstrationsorganisatoren handelt, die eben gerade dabei sind, ihre Strategie zu besprechen, und das tun sie am liebsten im Volkshaus (wahrscheinlich wegen des Volkes). Aus diesen Zusammenhängen kann man nun beliebige Schlüsse ziehen.