Archiv für den Monat: September 2006

Grow Your Own Food


Every available piece of land must be cultivated.
Nicht nur grafisch ist dieses Poster überzeugend. Gerade auch der Gedanke der autarken Selbstversorgung gewinnt in Zeiten der flächendeckenden Gammelwarenversorgung eine neue Attraktivität. Eigenes Gemüse schimmelt einfach schöner.

Fährnisse des Lebens


Irgend etwas war ins Wasser gefallen.
Der Fontäne nach zu urteilen ein größerer Gegenstand, vielleicht ein Auto oder sowas. Die zufällig anwesenden Besatzungsmitglieder sahen dem Gegenstand verwundert nach. So etwas war ja noch nie passiert! Sollten sie ihn wieder aus dem kalten Wasser heraufholen oder doch lieber den Fahrplan einhalten? Ich wollte die Entscheidung nicht abwarten, und in dem Moment, als ich an der Bar mein Bier bezahlte, gab der Maschinenmaat Gas, dass die Gläser im Buffett klimperten.

Zum heitern Blick


Achtung, der Sommer ist vorbei!
Jetzt, da es langsam wieder kalt wird – und alle verfügbaren Bauernregeln prophezeien sicherheitshalber einen kalten, wenn nicht sogar schweinekalten Winter – jetzt also sollte man sich schon mal nach ein paar gemütlichen Plätzchen umsehen, an denen man Schnee und Eis und Weihnachtsgefühlen in behaglicher Atmosphäre trotzen kann. Das Etablissement „Zum heitern Blick“ wäre in diesem Zusammenhang durchaus die eine oder andere Reise wert, um festzustellen, ob der Blick heraus auch hält, was der Blick herauf verspricht (Foto im Vorbeifahren).

UFOs auf belgischen Autobahnen!


Belgische Autobahnen machen das Navigationssystem total verrückt, denn überall stehen Lampen, kilometerweit, ohne jedoch eingeschaltet zu werden. Dies ist nur zum Teil auf die gestiegenen Energiepreise und die explodierten belgischen Atomkraftwerke zurückzuführen, vielmehr ist das Entzünden der Lampen jenem Moment vorbehalten, in dem die extraterrestrischen Lebensformen in ihren Raumkreuzern in Richtung Brüssel geleitet werden müssen, um bei der zuständigen Bürostelle ihre Einreisepapiere für die EU abzuholen.

Cooles Farad

Heute morgen ein Farad gesehen, das sie KENHILL nannten und das mich deshalb an eine Zigarettenmarke mit eingebautem Lautsprecher erinnerte („Rauchen tötöt dich, huhu!“). Außerdem hieß das Farad CUBE, denn es gehörte zur GEOMETRIC LINE von KENHILL. Marketingfacharbeiter wissen eben, was sexy ist und die Leute heiß macht.

Es lebe die Gemeinnützigkeit!


Am Wochenende hatte ich wieder Dienst.
Damit die vielen Wanderer ungestört durch die Sächsische Schweiz marodieren können, ohne durch herabstürzende Gebirge zerquetscht zu werden, sind Freiwillige wie ich nötig, die die Felsen rund um die Uhr im Auge behalten und bei verdächtigen Geräuschen abstützen, zumindest, wenn grad mal wieder eine Horde betrunkener Naturfreunde aus Glauchau („Glaurau, hier Glaurau!“) vorbeiramentert.

Alberner Entwurf


Dieses UFO haben Enthusiasten vergeblich gebaut.
Leider fliegt es nicht, denn es ignoriert hochnäsig das beliebte und bewährte Scheibendesign. Bei der Generalprobe kippte es um und musste mühsam von Motivationstrainern wieder aufgerichtet werden. Aus Geldgier versuchen die Enthusiasten es nun als Triebwagen an die Bahn zu verhökern.

Telefonsprachkomputer

Wer schon einmal von einem Telefonsprachkomputer genötigt wurde, eine Kundennummer aufzusagen, die jener allerdings überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt, stattdessen unaufhörlich – mit zunehmend keifender Damenstimme – die Anweisung gibt, doch nun endlich einmal die Ziffern anzusagen, während man wie ein Idiot mit dem Telefon in der Hand dasitzt und verzweifelt irgendwelche Zahlen aufsagt, so dass die Umsitzenden sich schon grinsend mit den Ellbogen anstoßen und mit dem Kinn in Richtung des vermeintlich Übergeschnappten weisen, wer dann also dem Automaten die Nummer doch noch begreiflich machen konnte und sich durch die nachfolgenden, immer abenteuerlicheren Abfragen hangelt, bis er, beinahe in Reichweite eines menschlichen Wesens am anderen Ende der Leitung, das ihm vielleicht tatsächlich bei seinem Problem weiterhelfen könnte, mitgeteilt bekommt, dass diese Hotline nach Verschwendung einiger Euro Automatenkommunikation für ebendieses Problem gar nicht zuständig ist und man doch gefälligst ins Internetz gehen soll, der fragt sich vielleicht, wie denn dieser Telefonsprachkomputer eigentlich aussieht, damit man ihn auch erkennt, wenn man ihm auf der Straße begegnet.


So – stelle ich mir vor – sieht der Telefonsprachkomputer auf der Straße aus. Ja.

Aspekte der Wiedergeburt


Nett sein zu Insekten und zum Toaster (Foto)!
Schließlich ist die Wahrscheinlichkeit, als Insekt wiedergeboren zu werden, statistisch am größten, auch wenn im Volk der Irrglauben grassiert, man werde sicher eine Luxuswiedergeburt erleben wie Perserkatze, Zierschwein oder Problembär. Eines scheint ja festzustehen: Wir werden wiedergeboren. Schließlich bekomme ich jeden Tag Dutzende von Mails, in denen versichert wird, ich hätte schon mal gelebt (Mandy sagt es, Paul sagt es und seit neuestem auch Yvonne). Was leider noch in den Denkmodellen vernachlässigt wird, ist die Tatsache, dass man auch als Industriegut wiedergeboren werden könnte. Nicht umsonst unterscheiden hochwertige Versandhäuser sich von den eher gewissenlosen Müllschleudern dadurch, dass ihre Produkte durchaus eine Seele haben können. „Dieser Toaster ist kein seelenloses Stück Metall. Er hat eine Geschichte. Und er wird mit Ihnen alt werden.“ Usw. usf. bla bla bla. Also auch nett sein zum Toaster.

Viva Mexiko


Jetzt, da die Schatten der Kakteen länger werden, der Mojito dünner und die Hüte wasserdichter, denkt man gern zurück an die Zeit, als fremdländische Gestalten die Fußgänger-Zone bevölkerten und die Spielerliste studierten wie wir einst bei Stahl Riesa (Scharf, Ehl, Hauptmann, Runge, Schröder usw.). Aber die Zeiten ändern sich, und Stahl spielt jetzt statt im Ernst-Grube-Stadion in der „Nudelarena“. Super al dente, sozusagen.

Müller Siedebrandt und die Models

Als die Siedebrandtsche Mühle durch „den Westmüller“ beinahe niederkonkurriert war, ging Müller Siedebrandt zum Arbeitsamt und ließ sich eine Umschulung geben.

Immer sind die Flügel im Weg!

Es war die Zeit, in der man sich noch aussuchen konnte, in welchem neuen Beruf man arbeiten wollte, wenn das Arbeitsamt den alten für bekloppt hielt. Also begann Müller Siedebrandt eine Umschulung zum Fotografen. Das machte Spaß, deshalb fotografierte er sogar an den Abenden. Leider war er sehr schüchtern, er traute sich mit dem neuen Lichtbildapparat nicht auf die Straße, und als er aus seiner Mühle heraus Landschaftsaufnahmen fertigen wollte, kamen ihm ständig die blöden Mühlenflügel dazwischen. Er konnte sie aber nicht anhalten, denn die Gemeinde gab ihm für die drehenden Flügel zwanzig Euro im Monat, wegen der Touristen.

Da beschloss Müller Siedebrandt, sich der Aktfotografie zu widmen. Das Arbeitsamt schickte Model-Umschülerinnen vorbei, die er ablichtete, wie sie sich auf den Mühlengerätschaften räkelten. Bald darauf zog Frau Siedebrandt aus. „Aber es ist doch für die Kunst, Hilde!“ rief Müller Siedebrandt vergeblich. So hätte er noch mehr Platz zum Fotografieren haben können, wenn nun nicht alles voller Touristen gewesen wäre. Früher war den Touristen immer langweilig gewesen in der Mühle, sie fuhren mit den Fingern über die staubigen Regale und machten „Iiieh“. Jetzt aber halfen sie beim Schwarzmahlen und ließen sich heimlich mit den Models fotografieren, für ihre Enkel. Auch den Models gefällt es in der Mühle, seitdem Müller Siedebrandt ein Kaffeemahlwerk an den Transmissionsriemen gehängt hat. Lediglich die Tage, an denen sie alte Säcke tragen müssen, gehören zu den unerwünschten.

Die Geschäfte florieren bei Müller Siedebrandt, er kann sogar das Mehl billiger machen für die Armen, und irgendwann wird der Bürgermeister die Mühle eigenhändig mit roter Farbe anmalen und Glühlampen dran befestigen. Solche Erfolgsgeschichten sind heute nicht mehr möglich, außer man kauft sich selber eine Kamera und liest die Bedienungsanleitung.

Philosophie des Dünnseins


Dieser Kopf ist eindeutig zu groß.
Einmal war Herr Nitzsche mit einem Fahrzeug unterwegs, dessen Mittelkonsole wie ein Wasserfall vom Armaturenbrett herunter plätzscherte. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, hinter dem Wasserfall Dinge abzulegen, zum Beispiel Dropsdosen. Herr Nitzsche fragte sich in einer philosophischen Anwandlung, ob nicht alles eigentlich dünner sein könnte, als man es gewöhnt ist, und man dann dahinter nicht überall Dropsdosen plazieren könnte. Oder Getränke.

Mehr war eigentlich nicht.