Karl Gong, der bekannte Philosoph und Frauenversteher, weilte (man sollte nur sehr selten „weilte“ schreiben, also höchstens einmal im Jahr, aber wenn das alle machen, oder schon die Hälfte von allen, ist das auch zuviel) an der See, um die Nüstern in den Wind zu hängen. (Auch „Nüstern“ sollte man sich eigentlich sparen, „Nasenlöcher“ reicht aus. Gottlob kennen das Wort „Nüstern“ nicht so viele Leser, obwohl sie selber welche haben.) (Nüstern sind Nasenlöcher.)
In die See hinein war einst eine Seebrücke getrieben worden, um das Ankern von Schiffen zu ermöglichen. Da jedoch direkt neben der Seebrücke schon immer ein Hafen befindlich war, bestand sowohl bei der christlichen als auch bei sonstigen religiösen oder atheistischen bzw. agnostischen Schifffahrten keinerlei Interesse, die Seebrücke zu benutzen, woraufhin diese langsam gammelte und zu riechen begann. Ein Verbotsschild wurde aufgehängt, das sich nur Angler trauten zu missachten. Kormorane und Möwen freilich kamen vom anderen Ende heran geflogen und hatten keine Kenntnis vom Verbot; es steht allerdings zu befürchten, das sie es ebenfalls bewusst ignoriert hätten; sie gaben den Planken letztlich mit Guano den Rest.
Gong, der am Landende der Seebrücke eine Frau angesprochen hatte, um sie letztlich zu verstehen, was jene als nicht unangenehm empfand, lockte sie unter falschen Versprechungen (Schiffe, Ausblick, technische Besonderheiten) auf die Seebrücke. Man sprang über morsche bzw. fehlende Planken (Anmerkung des Korrektors: Kann man über fehlende Planken springen?), landete schließlich am Kopfende der Seebrücke, und leider war dort alles noch viel schlimmer als eh schon befürchtet. Schaudernd sprangen die beiden ans rettende Ufer zurück; was sonst noch passierte (im Grunde nichts), lohnt nicht den Bericht.
Die Seebrücke dauert fort.