Archiv für den Monat: Juli 2018

Dialog auf der Brücke

schiffswettlauf

Hör doch, die Ratte, wie sie pfeift.

Den haben wir.

Der hat keine Chance.

Versager.

Mach mal schneller.

Jaja.

Schneller.

Ja.

Sohn einer läufigen Hündin.

Bitte?

Der da, in seinem Turm.

Ach so.

Schneller.

Jaja.

(dumpfer Schlag)

Das war der Diesel.

Na klar. Der Diesel.

Oligarchenfrühstück

fruehstueck

Jeden Tag bis nach acht schnarchen:
Privileg des Oligarchen.
Hörnchen, Zopf und Kaffee schmeckt,
aber wo bleibt denn der Sekt?
Ach herrje, ojemineh!
Schnell in den Champagnerkeller!
Korken raus mit einem Dreh!
„Das sah ich schon einmal schneller“,
spricht der Oligarch gelassen.
Wofür wir ihn milde hassen.

Zum Beispiel G.

nicht-fallen

Einer fiel hier runter.
Deshalb gibts das Schild.
Vlei war das der Gunther.
Still vom Meer gekillt.

Hinge, wo die Leichen
lagen einst im Blut,
immer auch ein Zeichen,
wärn wir auf der Hut.

Nichts würd mehr passieren,
sicher wär die Welt.
Gunther wär am Leben.
Bis er wieder fällt.

Das Pudelverbotsschild

pudelverbot

Immer, wenn Karl Gong wieder einmal zufällig das Pudelverbotsschild in seiner Bildersammlung hervorkramte, erschien dieses gefährliche Leuchten in seinen Augen, und er musste jemanden anrufen, dem er von dem Pudelverbotsschild berichten konnte, es war ein Hang, ein Drang, ein Zwang. Das wiederum erfolgte schließlich, in Ermangelung anderer Hobbies des Gong und aufgrund der allgemeinen Verwahrlosung seiner Person — besonders im Bureau, das er des Geldes wegen besuchte — recht häufig, fast wöchentlich, so dass eigentlich jeder in seinem Bekanntenkreis bereits Kenntnis vom Pudelverbotsschild erhalten hatte, und diejenigen, die über elektronische Empfangseinrichtungen verfügten, hatten es tatsächlich schon (teils mehrmals) vom Gong zugesandt bekommen, angesehen und seufzend in überquellende Download-Ordner fallen lassen, wo es den Gang alles Digitalen antrat: Vergessen, Auflösung, Inexistenz. Immerhin, Karl Gong war glücklich, er hatte korrespondiert, die Bekannten waren erleichtert, dass sie ihn nicht „liken“ mussten, darauf legte er keinen Wert, er hatte auch nicht die notwendigen Vorkehrungen getroffen, um „Likes“ empfangen zu können. Man wünschte sich ein schönes Wochenende, der Adressat dachte nicht weiter über den Pudel nach, bis dieser sich irgendwann in finstere Träume einnisten würde, nach Jahren, Jahrzehnten, aber vielleicht hatte man Glück und war dann bereits tot.

Gibt es eigentlich noch Pudel?

Nicht mit uns!

fdj

Drei Fragen: Nicht mit uns!

Wenn man sowas im tiefsten Bayern an einer Laterne liest, fühlt man sich doch durchaus angesprochen. Die Frage ist, ob man da mittun muss, also gegen das Tun bzw. Mittun Anderer mittun muss, dieses eben unterbinden muss, wenn man noch so ein Hemd aus Dederon mit dem Symbol am Ärmel tief unten im Schrank hat, das Marschieren unterbinden, denn Annektieren und Diktieren ist bereits durch und abgehakt; also ob man noch dazugehört zu dem Laden mit der aufgehenden Sonne, noch Mitglied ist, weil man vergessen hat, sich abzumelden, als plötzlich keiner mehr beim Mittun mittun wollte, damals, man selber eh nicht.

Oh Gott, wenn da mal jemand kommt, die fehlenden Beiträge zu kassieren! In Westgeld!

Möwe total

moeve-total

Möwenwoche endet hier.
Lieblich gockt das Federtier.
Nutzlos latscht es auf der Mole,
dass der Fischer endlich hole
ein die Netze. Dann umflattern
mit nervös gepresstem Schnattern
Alle Emmsen Fischers Haupt.
Der lacht am Messer.
Na, wer’s glaubt.

Für angehende Autoren von Horrorgeschichten

spinnennetz

Vielleicht will ja jemand Autor von Horrorgeschichten werden. Hier mal ein Tip: Irgendwie URST große Spinnen erfinden, in deren Netze sich Möwen verfangen. Also nicht bloß die üblichen Vögel, auf die es die Vogelspinnen abgesehen haben, das ist ja sozusagen dem breiteren Publikum bekannt, dieses Phänomen, dito langweilig. Aber Möwen stelle ich mir echt viel ekliger vor, uah, in so einem Netz gefangen, das ist echt gruselig. Das muss dann natürlich ausgewalzt bzw. breitgetreten werden, dass auch möglichst viele Menschen irgendwie Schaden nehmen, muss ja nicht gleich tot, kann ja auch mit Augen aushacken oder schleichender Irrsinn oder so, es gibt da Möglichkeiten.

Gern mal ausprobieren als angehender Autor, mir ist das zuviel Arbeit. Außerdem zu gruselig.

Auf der Seebrücke

Auf der Seebrücke

Karl Gong, der bekannte Philosoph und Frauenversteher, weilte (man sollte nur sehr selten „weilte“ schreiben, also höchstens einmal im Jahr, aber wenn das alle machen, oder schon die Hälfte von allen, ist das auch zuviel) an der See, um die Nüstern in den Wind zu hängen. (Auch „Nüstern“ sollte man sich eigentlich sparen, „Nasenlöcher“ reicht aus. Gottlob kennen das Wort „Nüstern“ nicht so viele Leser, obwohl sie selber welche haben.) (Nüstern sind Nasenlöcher.)

In die See hinein war einst eine Seebrücke getrieben worden, um das Ankern von Schiffen zu ermöglichen. Da jedoch direkt neben der Seebrücke schon immer ein Hafen befindlich war, bestand sowohl bei der christlichen als auch bei sonstigen religiösen oder atheistischen bzw. agnostischen Schifffahrten keinerlei Interesse, die Seebrücke zu benutzen, woraufhin diese langsam gammelte und zu riechen begann. Ein Verbotsschild wurde aufgehängt, das sich nur Angler trauten zu missachten. Kormorane und Möwen freilich kamen vom anderen Ende heran geflogen und hatten keine Kenntnis vom Verbot; es steht allerdings zu befürchten, das sie es ebenfalls bewusst ignoriert hätten; sie gaben den Planken letztlich mit Guano den Rest.

Gong, der am Landende der Seebrücke eine Frau angesprochen hatte, um sie letztlich zu verstehen, was jene als nicht unangenehm empfand, lockte sie unter falschen Versprechungen (Schiffe, Ausblick, technische Besonderheiten) auf die Seebrücke. Man sprang über morsche bzw. fehlende Planken (Anmerkung des Korrektors: Kann man über fehlende Planken springen?), landete schließlich am Kopfende der Seebrücke, und leider war dort alles noch viel schlimmer als eh schon befürchtet. Schaudernd sprangen die beiden ans rettende Ufer zurück; was sonst noch passierte (im Grunde nichts), lohnt nicht den Bericht.

Die Seebrücke dauert fort.