Archiv für den Monat: Januar 2018

Das elegante Sonett zum Monatsende

Was mir brachte Januar,
sei es Ungerechtes,
sei es sonst wie Schlechtes,
zeigt sich schon im Februar.

Was mir raubt und gällt die Zeit,
ob ermüdend öde
oder sonst wie blöde,
hüllt sich nicht in Unklarheit,

ist mir durchaus wohlbekannt.
Mag es nur nicht richten.
Hab es meistens in der Hand,

lös‘ es doch mitnichten.
Kann mit niedrigem Verstand
klagen nur, und dichten.

Influencer 3

feuer

Jeder sollte brennen für das, was er tut, und es ist doch viel netter, aus der warmen Bude heraus seine neuen Design-Schlüpper vorzustellen als auf einer kalten, zugigen Baustelle unter dem Fluchen des Poliers Fliesen an die Wand zu kleben. Deshalb ist das Influencen als Berufsbild eines mit Zukunft, wenn es auch letztlich wohl nur die Leute dazu influenct, Influencer zu werden, wegen der Schlüpper und der Fliesen.

Begegnung auf der asiatischen Seite

mauerhund

Auf der asiatischen Seite, und das irritierte uns ein wenig, waren die Hunde nicht von denen zu unterscheiden, die auf der europäischen herumlungerten. Ausgestellte Teilnahmslosigkeit, Verzicht auf das besinnungslose Krakeelen zum Beispiel südbrandenburgischer Hofkläffer, ja, ein eher hoheitliches Desinteresse, solange man sich nicht über den Kalifen mokierte. Eine Haltung, die jedem von uns gut zu Gesicht stünde: Sonnenbeschienen ins Weite zu sinnen und die Götter nette Leute sein lassen (auch Frauen!).

Panik

erschrecken

Das war ein Biergarten zuviel, dachte ich, und ich rannte los, so schnell es mein Trainingszustand zuließ, rannte durch Gassen Schluppen Strassen, querte Parks und Parkplätze, Siedlungen und Zersiedlungen, bis ich an den endgültigen Rand der Stadt kam, an die Rieselfelder, die Flughäfen, die Logistikzentren, die Schrauberghettos, die Natursteinzentren, ließ mich fallen ins taufrische Gras, bettete mein Haupt auf einen weichen, frischen Maulwurfshügel, besser als gar nichts bzw. Kuhfladen, lachte wie irre und wusste schon gar nicht mehr, warum ich eigentlich wie blöde losgelaufen war.

Mein Telefon würde es mir sagen. Schon morgen.

Das Schweinebande-Sonett

Wie reuen mich die wilden Schweine.
Sie haben keinem was getan,
Nun büßen sie für unsern Wahn
Als Opfer irrer Jagdvereine.

Großbauern machen Ämtern Beine.
Man bauscht den Popanz ohne Plan.
Man schmückt sich mit dem Keilerzahn.
Man glaubt, nun käme es ins Reine.

Doch sieh, wie das Schweinetier rennt!
Es ist leider intelligent
Und, wenn’s sein muss, auch renitent.

Es springt uns mit tödlicher Pest,
Weil es sich nicht aufhalten lässt,
Frech furzend und fröhlich ins Nest.

Gerippchen!

grabplatte

Ach, Gerippchen, sei mir gnädig,
Nimm mich noch nicht aus der Welt.
Sieh, die anderen sind ledig!
Manchen gibt’s, dem’s nicht gefällt,

Auf der Erde rumzuschleichen,
Sich im Alltag einzurichten!
Ich, Gerippchen, will nicht weichen,
Ich verschwinde hier mitnichten!

Ohne mich kann hier nichts werden!
Alles dreht sich nur um mich!
Zerrst du mich einst von der Erden,
Trete, heule, beiße ich

Zeternd, außer Rand und Band!
Schubs dich einfach übern Rand!

Erde flach.
Gerippchen: krach.

Mit drei f!

passagierschiffahrt

Als eine der letzten spektakulären Amtshandlungen in seiner Karriere als Verkehrsminister wird der scheidende Verkehrsminister, bekannt durch seine durchschlagenden Erfolge auf den Gebieten [###Praktikant hier eintragen!###], sich der Sicherheit des Binnenschiffens widmen. An allen Flussläufen, auf denen Passagierschifffahrt betrieben wird, wird aus Sicherheitsgründen darauf hingewiesen (dass hier Passagierschifffahrt betrieben wird). Als Passagierschifffahrt zählen alle Wasserfahrzeuge mit mehr als einem Aufsitzenden.

Die bayerischen Schildermaler stehen Kopf.

Anarchie und Ignoranz

ignorant

Karl Gong, der bekannte Geisteswissenschaftler und selbsternannte Anarchist, plant auch im neuen Jahr spektakuläre Aktionen. Dazu wünscht er sich von den Verantwortlichen, dass überall im Land möglichst große Verbotszeichen plaziert werden, an denen er ignorant und anarchistisch sein Mütchen kühlen kann.

Am Montag

dresdnerbiere

Am Montag einfach mal zu Hause bleiben ist auch ganz schön. Man kann nette Menschen kennenlernen, die mit in der Wohnung wohnen, gepflegte Gespräche in angemessen geringer Lautstärke führen und das eine oder andere wertvolle Glas sorgsam zum Schnabel führen, ohne dass man es irgendwohin werfen müsste. Alles ist leidlich zivilisiert und angenehm, Qualitätsmusik orgelt vom Plattendreher, kaum lässt sich die Harmonie beschreiben, ohne in glückliche Tränen auszubrechen.

Man sollte dringend eine Kundgebung durchführen, um darauf hinzuweisen, dass es wenigen Menschen im Erdenrund vergönnt ist, einen so netten Abend zu verbringen.

Rückschau im Matsch

kaiserstuhl

Frierend stehe ich im Matsch.
Warte auf die gelbe Tram.
Werbetafeln zeigen Quatsch.
Ilse bläst auf ihrem Kamm.

Ach, im Herbst, denk ich, der Wein,
Wie er stand in Reih und Glied!
Komm ich heim, schenk ich mir ein,
Und ich pfeif dazu ein Lied:

Irgendwas mit Reblaus.
Irgendwas mit Saufaus.
Irgendwas mit Trauben,
Gläsern, Frauen, Lauben.
Irgendwas mit Kaiserstuhl.
Gott, was wird der Abend cool!

Das Ende ist nah

kuehlschrank

„Was ist das?“ So fragt der Bär.
„Guck! Der Kühlschrank: Quasi leer.
Zwei-drei Bier als Alibi,
So schlimm war das hier noch nie!
Früher barst er aus den Fugen,
Voll mit Flaschen, Dosen, Krugen!“

„Früher“, spreche ich leicht heiser,
„Früher hatten wir den Kaiser.
Heute gibt es Neues Jahr,
Und es bleibt nichts, wie es war.
Vorsatz hin und Hauptsatz her,
Sturm gesoffen wird nicht mehr.“

„Ist das so?“ fragt frech der Petz.
„Dann trink ich die Neigen jetz.“

„Mir egal!“ So krächz ich schier.
Heimlich lechz ich nach dem Bier.

Morgen ist ein neuer Tag,
Voller Hast und Fron und Plag,
Und kann sein, dass ich mich frag,
Ob nach letztem Hammerschlag
Ich nicht eine Kiste trag:
Vollbier Hell, das ich gern mag,
In den heimischen Verschlag.