Schlagwort-Archiv: Klaus-Jürgen

Interkulturelles Missverständnis

Flusskreuzfahrt-Landgang (Beispielfoto)

Mein Freund Klaus-Jürgen, der Milliardär, ist mit Flusskreuzfahrten reich geworden. Ob Jenissej, Angara, Wolga, Oder, Elbe. Kalauer. Die Passagiere stehen mit Cocktails an der Reling und liefern als Zuverdienst beim Landgang Pakete aus. Die Mannschaften bekommen Prämien für das Vergrämen von Bibern. Alles läuft bestens. Letztens saß ich mit Klaus-Jürgen bei einer Flasche Wein, die er für 48.000 Euro ersteigert hatte und die nach Korken schmeckte, was er nicht wahrhaben wollte. Er ist unglücklich. Zwar hat er eine gewisse finanzielle Grundabsicherung erreicht, das war ihm schon als Kind wichtig, jedoch treibt ihn die Frage um, was noch kommen könnte. Als Lebensziel, Lebenssinn. Sich zu bemühen, Billionär zu sein, ist eigentlich Quatsch, sagt Klaus-Jürgen, in Amerika ist er ja als hiesiger Milliardär schon Billionair, und das wird immer schlimmer, je reicher er wird. Würde er es hierzulande durch harte Arbeit zum Trillionär bringen, könnte es passieren, dass er auf einer Stehparty in Manhattan als solcher nur belächelt würde. Wo bliebe da die Würde? Nun, ich konnte ihm auch nicht helfen. Irgendwann ließ ich ihn weinend mit dem Kopf auf dem Tisch liegen, setzte mich aufs Fahrrad und fuhr taumelnd ins Elsterflutbett.

Der Sprungstern

K-J-S-37 (Beispielfoto)

Um sich von den anderen (peinlichen) Oligarchen abzuheben, beschloss Klaus-Jürgen, mein befreundeter Milliardär, sich nicht an der ewig langweiligen Konkurrenzspirale Kanu-Boot-Jolle-Yacht-Traumschiff-eigene Insel zu beteiligen, stattdessen gleich ein paar Stufen zu überspringen und sich einen eigenen Stern anzuschaffen (er war auch Nichtschwimmer). Seine Wahl fiel auf den sogenannten Sprungstern ujgorOTOobtzdizayev-37, der sich dadurch auszeichnet, 1. nicht zu weit entfernt zu sein und 2. sich so sprunghaft durchs All zu bewegen, dass er am vorherigen Standort fast noch genau so hell zu sehen ist wie am aktuellen. Das wäre doch einmal eine Überraschung für die Kollegen, dachte sich Klaus-Jürgen, kaufte sich einen neuen Namen für den Stern bei der NASA („ujgorOTOobtzdizayev-37, das ist wie eines der Passworte, die mir der Admin täglich für den Geldspeicher unterjubelt“), sattelte die Rakete und begab sich auf eine erste Erkundungsmission, wobei er darauf achtete, dass er nicht von den Raketen der anderen zwei interstellar mobilen Oligarchen verfolgt wurde.

Ein Zufallsfund!

Klaus-Jürgen, der befreundete Milliardär, war mit seiner Venusrakete („KJMarsXXX“) bei einem Versuchsflug abgestürzt und hatte sich tief ins Erdreich einer vogtländischen Alm gebohrt, war in ein vergessenes Grubensystem eingebrochen und tagelang in den unterirdischen Katakomben umhergeirrt, bevor ihn sein (aus Kostengründen externes) Bergungsunternehmen lokalisieren und zu Tage fördern konnte. Kaum hatte er vor den Kameras drei Liter Cola ausgetrunken und vierzehn echt amerikanische Klopsbrötchen heruntergeschlungen, kaufte er die komplette Alm und einige umliegende Dörfer, angeblich, um würdevoll seines wundersamen Überlebens gedenken zu können. In Wahrheit aber hatte er während seiner „Spaziergänge“ in den vogtländischen Labyrinthen einige prähistorische Wandreliefs entdeckt, die er in den folgenden Jahren heimlich bei allen großen Auktionshäusern versteigern ließ, um noch reicher zu werden als die anderen Milliardäre.

Der Weltraumbahnhof

Weltraumbahnhof Lipsigrad (vorn), störende Gebäude (hinten)

Klaus-Jürgen, der befreundete Milliardär, sah sich aufgrund gewisser Unruhen in entfernten Diktaturen gezwungen, den Standort seines Weltraumbahnhofs zu verlegen. Natürlich konnte Lipsigrad rein kostenmäßig nicht ansatzweise mit den bisherigen, ausländischen Konditionen konkurrieren, was für Klaus-Jürgen extrem schmerzhaft ist und auch zu einigen scharfen, von ihm unter Pseudonym verfassten Polemiken in der Dorfzeitung führte („Geld für sinnlose Radwege ist da, aber Weltraumbahnhöfe werden stiefmütterlich behandelt“). Allerdings zeigte er sich verhalten erfeut über die Aussicht, demnächst quasi im Zentrum der Stadt starten und landen zu können, das lästige Drängeln in der U-Bahn zum Hotel entfällt, und auch für genügend Publikum sollte gesorgt sein. Dass die den An- und Abflug störenden Gebäude zeitnah zurückgebaut werden, stehe außer Frage, so Klaus-Jürgen bei einer Pressekonferenz im Treibstoffwerk Miltitz, die er trotz jahreszeitlich zu hoher Temperaturen in seinem schnittigen, von einem bekannten Modeschöpfer entworfenen Raumanzug bestritt.

Post von außerhalb

Mond (Foto: Klaus-Jürgen)

Klaus-Jürgen, ein befreundeter Milliardär, schickte mir dieses Foto exklusiv zur Veröffentlichung. Er befindet sich gerade auf einer sogenannten Mond-Mission (Umrundung, Landung, Pressekonferenz, Rückflug) in seiner selbstentwickelten Mondfähre (KJürgXXXXX2). Es geht ihm gut, das Essen schmeckt, die Dusche ist auf dem Flur und die Windeln stinken. Eintritt in die Erdatmosphäre x+2300 (oder so).