Archiv für den Monat: Februar 2006

Pilztag im Bureau

Am Freitag greife ich auf der Suche nach irgendwas Süßem ganz tief hinten in die Schublade des eisernen Rollcontainers. Nach dem Mittagessen braucht man das einfach.

Guten Tag, Pilz.

Eigentlich ist die Hoffnung gering, die Weihnachtsreste sind aufgebraucht, Ostern ist noch weit. Trotzdem findet sich tatsächlich etwas unbekanntes, nicht vermutetes. In freudiger Erwartung wird DAS DING herausgenommen. Zum Vorschein kommt ein kartoffelgroßer Pilz, der aus einer – wahrscheinlich mikroskopisch geborstenen – Tüte mit Emulsion gegen Sodbrennen (wegen Süßigkeiten!) herausgewachsen ist. Unten grünlich, oben knusprig braun. Die Packung ist an den entscheidenden Stellen komplett bewachsen, deshalb kann nicht mehr ermittelt werden, wie lange es braucht, bis dieser schöne Effekt auftritt, ob man etwa bis zum Ablauf der Haltbarkeit warten muss. Egal. Da das mit dem Süß-Essen nun erledigt ist, hat das Mittelchen ja auch irgendwie geholfen.

Ehrenrettung Rügen: Schloss total


Nun war schon mehrmals von dem supertollen Schloss die Rede,
aber gezeigt wurden nur unbedeutende Teile davon. Hier also der Gesamtanblick. Man sieht, dass der Architekt Herr Schinkel wie auch die effizienten Grafiker der Insel, die gerne Möven kopieren und einfügen, dasselbe Prinzip schon damals bei Fenstern und Mauerschmuck angewandt hat, allerdings ohne Computer.

Ehrenrettung Rügen: Schlossturmtreppe

Das supertolle Jagdschloss besitzt auch einen supertollen Turm.

Woran erinnert das Stufenmuster? Damenstrümpfe? Ach was.

An dessen Innenseite zieht sich eine gußeiserne Treppe mit durchbrochenen Stufen und niedrigem Geländer nach oben. Da die Treppe nicht sehr breit ist und ständig schwermaschinenartige Urlauber sich hinauf- oder herabwälzen, steht man im Begegnungsfalle (innen) am niedrigen Geländer ein bisschen dumm und instabil herum und überlegt, wie lange es wohl dauert, bis man nach dreißig Metern Luftreise unten aufschlägt. Das ist auch der Grund, weshalb einige Menschen nach den ersten Schritten auf dem ersten und auf ihrem Absatz kehrtmachen und darauf verzichten, die wirklich supertolle Aussicht auf die supertolle Insel zu genießen oder sogar mit ihren supertollen Apparaten (Blitzlicht!) aufzunehmen.

Sackhaltung in Volieren


Immer wenn ich irgendwelche Tiere, die überfahren auf der Straße oder faul in der Sonne liegen, gern erklärt bekommen würde, muss ich an Prof. Dr. Dr. Dathe denken. Als Kleinkind wurde ich früh und absolut auf dessen Sachverstand geprägt, denn immer, wenn im Fernsehen der DDR gefiederte oder mehrbeinige Freunde gezeigt wurden, war Prof. Dr. Dr. Dathe in der Nähe und erklärte alles, was zu erklären lohnte. Vielleicht hätte er auch erklären können, wozu die abgebildeten Säcke in dieser Voliere gehalten werden, aber die Zeiten ändern sich. Heute kommentieren Sprecher aus dem Off das Sexualverhalten von computerisierten Sauriern oder die Verarbeitung von Fleischresten zu leckeren Würsten, Professoren werden nicht mehr gebraucht. Der gesunde Menschenverstand, zwei Treffer bei Google und ein bisschen schmutzige Phantasie reichen den Redakteuren in der Regel, um die Zeit zwischen den Werbeblöcken rumzubringen.

Schieberaupe


Ganz früher war ich auch schon glücklich,
denn ich musste immer mit einer Schieberaupe rumfahren. Es gab ja weniger Autos, und wenn mal irgendwo ein Auto zu sehen war, musste ich es wegschieben, damit die Fahrzeuge der Ministerien und der Kampfgruppen der DDR freie Fahrt hatten. Leider gibts das Foto nur schwarzweiß und unscharf, wie früher ja alles schwarzweiß und unscharf war, außer in Wolfen, dort war es bunt und unscharf.

Außenlift


Da es kaum einem Touristen wirklich zugemutet werden kann, die Festung Königstein in Mittelelbien zu Fuß zu ersteigen, nachdem man den beschwerlichen Weg vom Parkplatz zum Felsen bereits im rußenden Knallbahntransporter überwunden hat, gibt es schon seit Äonen einen Fahrstuhl nach oben, der unsichtbar und deshalb ästhetisch in den finsteren Felsen hineingegraben wurde, allerdings in unzumutbar finsteren Zeiten. Da man nun aus diesem nicht herauskucken kann und dies wiederum heutzutage ebenfalls unzumutbar zu sein scheint, klebte man an die Außenseite der Festung ein modernes gläsernes Liftgerät für gewiss wenige Millionen Euren, dessen grandiose Äshetik hier zu bewundern Gelegenheit ist.

Raumwürmer


Selten gelingen Fotos der sogenannten Raumwürmer.
Diese extrastellaren Organismen kommen quasi aus dem Nichts, fallen nachts auf eine weiche Wiese, erschrecken sich fürchterlich beim Anblick der einheimischen Bevölkerung und graben sich sofort ins Erdreich ein. Manchmal aber wagen sie durchaus einen Blick auf den neu besiedelten Planeten, wobei sie ihre Körperöffnung konsequent nach der Sonne ausrichten, denn im Gegenlicht können sie potentielle Angreifer besser ausmachen. Meistens kommen aber keine, denn die Menschen sitzen vor den Apparaten oder rennen potentiellen Geschlechtspartnern hinterher. Irgendwann sind die Raumwürmer natürlich extrem gelangweilt von diesem Planeten, ploppen nachts aus der Wiese, erheben sich mit purer Willenskraft in die Stratosphäre, drehen sich nochmal um und hinterlassen nichts außer einem lauten Knall sowie gut durchlüftetem Wiesenboden. Gut, dass man vorher wenigstens noch ein Foto von ihnen gemacht hat.

Die Quadratur des Radarkreises


Im letzten Traum vor dem brutalstmöglichen Weckerpiepen
weilten Herr Willy und ich im Vorzimmer der Bundeskanzlerin, das aber auch nicht viel schöner war als ein zu klein geratener Arbeitsamtswarteraum, nur ohne Menschen. Als uns die Warterei zu blöde wurde, warfen wir komische Dinge in den Papierkorb, bis wir vermuteten, dass wir bestimmt von Kameras überwacht würden. Also wollten wir wieder gehen, aber meine Jacke war kaputt, Reißverschluss. Da kam aus einem Nachbarraum der diensthabende Kanzleramtsoffizier und hielt ein quadratisches, flaches grünes Ding in die Höhe. Er erklärte uns stolz, dass das eine bahnbrechende Radaranlage aus DDR-Zeiten sei, mit der man bis sonstwohin radarieren könne (Grönland). Der Westen war wohl auch mal scharf drauf („schrieb die Armeerundschau der NVA“). Dann blieb er stehen wie ausgeschaltet und sagte gar nichts mehr, erwartete vielleicht anerkennende Wort, aber auch wir standen nur blöd rum. Irgendwann hatte ich dann endlich meine Jacke zu, und im Gehen bemerkte ich, dass die Radarscheibe von hinten nicht quadratisch, sondern rund war wie die Uniformmütze des Herrn (und auch so grün). Herr Willy hat die Szenerie mal aufgezeichnet, als er endlich aufgewacht ist.

Verarmt sterben!

Wie alle Genies starb Gofthe völlig verarmt.

Gofthes Bruder war ein Maler: „Kernkraftwerk“, Öl, 1862

Das ist natürlich schade.
Es fing damit an, dass der Wirtschaftsminister des Abendlandes Gofthes goldene Radreifen der staatlichen Mikroelektronik-Manufaktur zuführen ließ, um ein „Weltnetz“ zu knüpfen, und es gipfelte darin, dass aus den Kupferdächern Gofthes zahlreicher Schlösser Flugzeuge für den Kampf gegen die Sarazenen gefertigt wurden, die nie flogen, denn die Zeit war noch nicht reif. Also regnete es auf die Lebensmittelvorräte, die sich Gofthe fürs Alter zurückgelegt hatte. Ob Gofthe an Schimmelvergiftung starb oder einfach aus Unwilligkeit, das „vergammelte Gelumpe zu fressen“, ist in der Wissenschaft umstritten.
(aus: „Blasegast gestern – heute – morgen“, www.blasegast.de)

Katzenallergie 2


Nachtrag zum ersten Beitrag:
Obwohl er gar nicht dabei war, sondern weit weg in Hinterwald weilte und dem Strom beim Strömen zusah, ist Herr Willy in der Lage, eine Abbildung der niesenden Katze anzufertigen. Für „Das große tierärztliche Symptomehandbuch“ zum Beispiel.

Vorsicht übrigens, wenn die Katze vorher einen Vogel gefressen hat! Sie wissen, was das heißt!

Katzenallergie 1

Gestern saß die Katze wie immer in der Küche und in der irrigen Annahme, dass es noch irgendwas zu fressen geben würde. Aus gesundheitlichen Gründen war es uns aber untersagt, der Katze weitere Nahrung zuzuführen. Irgendwann begann sie dann zu niesen, auch, als sie schon die Küche verlassen hatte, nieste sie sich durch den Flur und die ganze Wohnung und konnte gar nicht mehr aufhören. Selbst als wir sie gar nicht mehr sahen, konnten wir noch deutlich irgendwo in der Ferne das Niesen vernehmen. Wahrscheinlich Katzenallergie.

Das Gerät im WM-Jahr

Neulich habe ich mir ein Gerät gekauft. Ich habe keine Ahnung, wozu es gut sein soll, geschweige denn, wie es funktioniert.

Das schöne Gerät sieht man hier.

Aber es war billig und entsprach meinen Vorstellungen darüber, wie ein schönes Gerät aussehen sollte. Es hat einen Hebel, an dem man ziehen kann, wenn irgendwas passieren soll, aber da ich das Gerät natürlich niemals an Steckdosen, Wasserschläuche, Gasrohre etc. anschließen würde (dazu ist es viel zu schade), passiert rein gar nichts. Das ist schön.

Überall am Gerät sind Schilder angebracht, die über den Hersteller des Gerätes oder seiner Bestandteile informieren oder darüber, was beim Betrieb des Gerätes zu beachten ist. Diese Schilder sind entweder trivial oder rätselhaft und also für mich völlig bedeutungslos, aber sie sehen schön aus und kennzeichnen das Gerät als Markengerät. Die Schrift auf den Schildern ist entweder erhaben oder eingelassen wie auch die Schrift, die auf einigen Geräteteilen direkt aufgebracht ist.

Das Gerät hat die gleiche Farbe wie der Rost, der an einigen Stellen sich zurückhaltend auf die Oberflächen gelegt hat, und sie harmoniert bestens mit den metallisch blanken Teilen, die für die Funktion des Gerätes bis vor kurzem sicher wesentlich waren, denn sie sind noch blank. In eine Öffnung des Gerätes kann man hineingreifen, wenn man sich traut, dahinter ist es vor allem dreckig, aber wer würde dort schon saubermachen, wenn er nichts über das Gerät weiß, alle Schilder vor einem Hineingreifen warnen und man sich vorstellt, was ineinandergreifende Zahnräder mit einer Hand anstellen können, die zwischen ihnen herumwischt.

Jedenfalls habe ich wirklich gar keinen Grund, das Gerät aus dem Wohnzimmer zu entfernen oder gegen Schokoladenfußballersammelbilder zu tauschen. Dazu ist es viel zu schön, auch wenn es keine Elfmeter herausschinden kann.

Vorsicht mit dem Abfall!


Es ist eine Unsitte, Abfall aus dem Fenster zu werfen.
Aber mancher tut es einfach zu gern, ohne sich allerdings über die Konsequenzen im klaren zu sein. So lockt man zum Beispiel in deutschen Großstädten die mittlerweile überhand nehmenden Kakerlopen an, die sich begierig auf alles stürzen, was aus Altbaufenstern geschüttelt wird. Ob Tischdeckenkrümel, Broilergerippe oder Rotweinkorken (aus liegender Lagerung): Willkommen ist alles, was die überlangen Fühler der Kakerlopen als irgendwie kalorienhaltig registriert haben. Gut, dass die wirtschaftliche Lage in den Haushalten eine fast restlose Nahrungsmittelausnutzung geraten erscheinen lässt. So weisen die Kakerlopen wie auch die putzigen Zebrastreifenzebras immer noch recht ansprechende Proportionen auf. Wehe aber, wenn der Aufschwung kommt!