In einem früheren Beitrag wurde das Motiv des obigen Fotos schon einmal verwurstet, allerdings unter Zugabe eines Haiku, das regelgemäß nur 17 Silben umfassen darf. Mehrere Leser monierten, dass ihnen der Beitrag deshalb komplett unverständlich, blöd und japanisch vorgekommen sei. Da dem Autor heute sowieso nichts besseres einfällt, kann die Sache ja unbeholfen ausgewalzt und dargeboten werden, um die allgemeine Weisheit und den sozialen Frieden zu befördern, immer unter der Vermutung, dass das Bild tatsächlich die (philosophische) Betrachtung wert sei.
Also.
Behauptet wurde anhand des (ähnlichen) Bildwerkes, dass die Gegenwart ein schmaler grüner Streifen zwischen Vergangenheit und Zukunft sei. Die Vergangenheit wird relativ einfallslos durch eine Ruine illustriert, die Zukunft ebenso einfallslos durch eine neuzeitlichere Fassade, obwohl auch die die Zukunft darstellende Fassade natürlich in der Vergangenheit errichtet wurde, nur eben neuer aussieht. Ein Schwachpunkt der Darstellung ist die Anordnung der Vergangenheit rechts und der Zukunft infolgedessen links, was der abendländischen Gewohnheit widerspricht, Zeitachsen in die Zukunft nach rechts auslaufen zu lassen. Hier muss sich der Autor der berechtigten Frage stellen, ob er sich bereits der allgegenwärtigen Islamisierung gebeugt hat oder einfach nur zu faul war, das Bild in Photoshop zu spiegeln.
Der aufmerksame Betrachter mit gutem Gedächtnis oder der, der oben auf den Link geklickt hat, wird feststellen, dass die Gegenwart auf dem heutigen Foto um einiges breiter ausfällt. Das stimmt, und es führt zu der interessanten Frage, ob die Gegenwart auch real eventuell einmal etwas breiter ausfallen könnte, zum Beispiel durch den Einsatz bewusstseinsverändernder Drogen beim Betrachter. Diese Frage sollte natürlich freudig bejaht werden, denn eine breite, angenehme Gegenwart führt automatisch dazu, dass die unerfreuliche Vergangenheit dadurch kürzer ausfällt, genauso wie die erwartbar unerfreuliche Zukunft. Eventuell kann es gelingen, die Gegenwart gar nicht enden zu lassen, jedenfalls bis zum Versiegen der körperlichen Integrität des Trägers jener Gegenwart. Apotheker oder Ärzte geben gern Auskunft.
Praxistip: Erfolgreiche Ratgeber empfehlen, einfach in der Gegenwart zu leben. Aber Achtung: Die Sonne geht trotzdem unter.