Kategorie-Archiv: Gekrakel von der Schreibtischunterlage

Gekrakel von der Schreibtischunterlage

Das schlampige Sonett vom Ende

Sieht aus, als müsst ich enden heute.
Drum kommt in meine Arme, Leute,
und schaut, was in den letzten Jahren
die Lipsigrader Themen waren.

Ihr findet Perlen, groß wie Bälle,
Gedichte, einfach auf die Schnelle
oder als schlampige Sonette
gereiht auf eine lange Kette,

dazu die Bilder, digitalen,
geklaubt aus hohen Hochregalen
und mit Erläuterung versehen,

die Haiku, streng nach Silbenzahlen:
Erzeugt mit Spaß und ohne Qualen.
Lest laut und lacht. Ich muss jetzt gehen.

Nietnomaden

„So viele Nieten! Bin ich schon im Bureau?“ fragte sich der kleine Herr Schönleben und erwachte mit zuckenden Augen aus seinem Albtraum. Er versuchte, das soeben durchlebte Bild in seinem Kopf festzuhalten, was nicht gelang, deshalb fertigte er flink ein Aquarell in korrekter Perspektive an. Danach, beim ausführlichen Betrachten mit einer Tasse Schonkaffee in der Hand, war ihm wohler. Bei den Nieten konnte es sich auf gar keinen Fall um die Belegschaft seiner Firma handeln, denn sie waren alle gleich groß. Das hätte der Chef nie zugelassen! Und auch der impertinente Art Director, der eigentlich Schönleben hätte heißen müssen, wenn es mit gerechten Dingen zugehen würde, hätte darauf bestanden, durch eine größere Niete repräsentiert zu werden, halb so groß wie der Chef, doppelt so groß wie „das Team“, von dem immer geschwafelt wurde, wenn die Großkopferten wollten, dass die angesammelten Überstunden ohne Bezahlung gestrichen würden.

Trotz des genossenen Kaffees fielen dem kleinen Herrn Schönleben die Äuglein zu, er phantasierte noch eine Weile im Stehen von seinen Kollegen, die in Zweierreihe eine endlose, golden glitzernde Trasse entlangwanderten, immer der sonnengleich strahlenden, gigantischen Chefniete folgend, dann fiel er rücklings auf sein Heimarbeitssofa und wachte nicht wieder auf, bevor der besonders scheußliche Klingelton des Abteilungsmeetings den Raum erzittern ließ.

Sachsendreier, untauglicher Versuch

Sachsendreier, zusammengeschmiert von Gofthe

Die Landesspirale der politischen Bildung hatte einen künstlerischen Wettbewerb ausgeschrieben, der das Ziel verfolgte, den mittlerweile etwas problematischen Ruf, den der Rest der Bevölkerung draußen hinter der Landesgrenze von den inneren Landeskindern gewonnen hatte, mit einer gewissen selbstkritischen, augenzwinkernden Milde sympathisch darzustellen (lustiger Humor), um ihn „ironisch“ „zu brechen“. Wie mit etwas Nachdenken zu vermuten gewesen wäre, traute sich natürlich kein Künstler bzw. Werbefuzzi aus Angst vor den Reaktionen in den „sozialen“ Medien, irgendetwas einzusenden. Mit Ausnahme von Maler Gofthe, der wie immer unter chronischem Geldmangel litt, keine Vernissagen hatte, bei denen er sich auf Kosten der Galeristen durchfressen konnte, und dem aufgrund seiner Unsterblichkeit eine gewisse Unerschrockenheit eignete.

Als die Juroren die einzige Arbeit des Wettbewerbs (Sachsendreier, Gofthe, Filzstift, 21cm x 15cm) erblickten, sagten sie ihn ab, schickten das Bild an diese Redaktion, die jeden Mist veröffentlicht, und gingen ihrer Wege.

Im Namen des Auftrags

Der kleine Herr Schönleben zog sich die Kapuze über den Kopf. Eben hatte er einen Anruf vom Art Director der Agentur erhalten, in der er, wenn er sich recht erinnerte, angestellt war. Die Stimme des Directors, der gar kein Direktor war, was ihm regelmäßig von Herrn Schönleben vorgehalten wurde, hatte sich überschlagen, die Membranen des Lauterzeugers hatten geklirrt, die Schönlebenschen Ohren flatterten selbst jetzt noch, unter der Kapuze. Es ging wohl um einen Auftrag, der liegengeblieben war, genauso wie sein Beauftragter, Herr Schönleben, auch liegenblieb, täglich, länger als er plante, aber kürzer als er könnte.

Nach einer ausführlichen Betrachtung der leeren Kaffeedose und dem Lauschen nach dem Geschrei der Nachbarn durch Decken und Böden des großen Hauses hüpfte der kleine Herr Schönleben behende auf sein Sofa, um sich erst einmal grundlegend weiterzubilden und damit irgendwann den vermessenen Ansprüchen seines Art Directors (in Gänsefüßchen) Genüge zu tun.

Federweiser

federweiser

Als wir neulich den Flecken Gordemitz durchrollten, konnten wir aus den Augenwinkeln erkennen, dass in großen Lettern ein FEDERWEISER annonciert wurde. Leider war es bei der rasenden Fahrt nicht möglich, ein Lichtbild desselben zu fertigen, weshalb auf die Dienste des bekannten Kunstmalers Gofthe zurückzugreifen war, der in kürzester Zeit und bekannter „Qualität“ seine Interpretation hinschmierte (siehe oben).