Kategorie-Archiv: Produkt-Magasin

Produkt-Magasin

Neu bei Nitzsche

Die Belegschaft liegt dem Chef, dem sehr geehrten Getränkehändler A. Nitzsche in Machern (man muss nur machern), sehr am Herzen, nicht nur auf dem Geldbeutel (wenn auch dies besonders schmerzhaft). Der Arbeitsschutz spielt beim Überleben der Mitarbeiter eine nicht überragende, aber durchaus wahrnehmbare Rolle. So ist es zum Beispiel nötig gewesen, die für das Mosten unabdingbare Beerenrüttelanlage idiotensicher abzudichten, weil ein Angestellter (Problembär) aufgrund phonetischer Ähnlichkeiten im Aggregat-Namen bzw. LRS sich permanent hat durchrütteln lassen, und zwar während der Arbeitszeit. Die Mehrkosten waren immens, aber was tut man nicht alles, wenn man den Hofknecht lieb hat. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef.

Neu bei Nitzsche

Die Belegschaft des Getränkemarktes A. Nitzsche in Machern (man muss nur machern) ist dringend angehalten, die auf den Nachbargrundstücken angebauten Früchte, Stauden und Gemüse genau im Auge zu behalten, um den für die Ernte günstigsten Zeitpunkt nicht zu verpassen. Die vorzugsweise bei Mondschein (Tradition) gewonnenen Grundstoffe werden in den jüngst „angeschafften“ Bottichen in Halle 7 vergoren; die Endprodukte sind nur für Führungskräfte genießbar. Sollten sich die Nachbarn über „seltsam ausgedünnte“ Plantagen beschweren, wird wahlweise auf den Borkenkäfer oder Busse mit osteuropäischen Kennzeichen verwiesen. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef.

Neu bei Nitzsche

Der neue Multifunktionsteich auf dem Firmengelände von A. Nitzsche, Getränkehändler in Machern (man muss nur machern), unterliegt strengster Kontrolle und Pflege. Nur so kann er seinem Multizweck der Speisefischgewinnung, Pfandgutwäsche, Damenbadestelle, Löschwasserbereithaltung und Quellwassergewinnung (für das beliebte Kraftbier) zur Zufriedenheit von Kunden und Belegschaft gerecht werden.

Was der Markt verlangt

Augenscheinlich wird hier auf ein Stelzbockauto angespielt, nach dem „der Markt“ möglicherweise „verlangt“. Höchstwahrscheinlich handelt es sich zu allem Unglück auch noch um einen sogenannten Pluginhybriden, der als Ballast verschiedene ungenutzte elektrische Aggregate spazierenfährt, bei deren Produktion die Umwelt (woanders) ruiniert wird.

Das Bild wurde von Gofthe nach Anweisungen des „Autopapstes“ hingeschmiert; er schämte sich allerdings, es zu signieren.

Keine gute Frage

Ich war erschöpft von den allgemeinen Zuständen, wie alle um mich herum, jedenfalls kam niemand ohne einen genervten Verweis auf dieselben aus, sofern man sich denn überhaupt austauschte. Jeder tappte missmutig herum und ließ „den Frühling“ machen, in der irren Hoffnung, durch die wild ausschleudernden Allergene würde irgend etwas an der Situation besser werden. Es war keine Zeit für Antworten, die waren alle gegeben, und sie schienen falsch, wenigstens zweifelhaft zu sein. Also brauchte man auch keine Fragen zu stellen, am wenigsten an sich selbst.

Leider funktioniert Einsicht prinzipiell nicht als Vorgabe für die Realität. Ich stellte mir eine Frage. Ich konnte es nicht verhindern: Wie, um alles in der Welt, kann ich in der Packung die eine Scheibe Käse ohne Gentechnik identifizieren?

Wiederkehrendes Vorkommnis

Auf der Flucht (Beispielfoto)

Da war wieder dieses Geräusch! A. Nitzsche sprang behende zur Tür hinaus auf den Hof und konnte gerade noch sehen, wie der Problembär den eben abgebrochenen Stern von Professor Schnerzels Automobil im Overall verschwinden ließ, johlend zur Zugmaschine rannte, die mit laufendem Motor wartete, aufsprang und mit quietschenden Hartgummireifen verkehrtherum in der Einbahnstraße verschwand, um im Saunaparadies die bestellten Kraftbierfässer auszuliefern. Seufzend wandte sich A. Nitzsche um, stapfte an die Kasse, nahm vom Professor unter Vollzug mehrerer unterwürfiger Bücklinge („Darf ich Ihnen heute zehn Prozent Rabatt anbieten, Verehrtester?“) die erkleckliche Summe von 240,99 „Taler, hahaha“ entgegen (für die Gattin nur der beste Roséwein) und betete inständig, dass die hereinbrechende Dunkelheit das Fehlen des Sterns unbemerkt bleiben ließe. Schließlich, das wusste A. Nitzsche, parkte der Wagen derzeit auf der Straße, weil die Garage des Professors frisch tapeziert wurde. Und da kann man als Besitzer eines Mercedes „froh sein, dass niemand ein Stück Kohlenanzünder auf den Reifen legt, ein abgebrochener Stern ist dagegen eine Lappalie, der soll sich nicht so haben“ (Problembär).

Vom Friseurhandwerk

PGH Friseurhandwerk Oschatz Betrieb VII

Ich vermisse den Friseur
nicht. Er macht‘ es mir oft schweur.
Lange Haare sind doch hüppsch,
wenn auch ab und zu gestrüppsch.
Bin nicht scharf zu sein gestriegelt.
Schlimmer scheint mir, wär verriegelt
der Getränkehändler Nitzsche:
Dann wär’s düster auf der Klitzsche.

Der Kreislauf

Standhaft harrt die gelbe Tonne.
Strahlend scheint die gelbe Sonne
über fernen Wolkenfeldern.
Vollbetankt mit Notfallgeldern
fliegt uns der Paketpilot
schnaufend unser täglich Brot
aus der weiten Welt heran.
Wir entsorgen es sodann.

Der unbasische Kaffee

schoenleben-kaffee

 

Der kleine Herr Schönleben, vertretungsweise für die Zubereitung des Morgenkaffees eingeteilt, erstarrte mitten in der Dosierung des Pulvers, weil ihm bewusst wurde, dass es sich bei Kaffee um ein säurebildendes Genussmittel handelte, von dessen Verzehr ihm durch diverse Ratgeber dringend abgeraten worden war. Irgendwann aber löste sich die Verkrampfung, er schaufelte Unmengen von Tomaten, Weintrauben, Rettichen und sonstigen Basenbildnern aufs Tablett, legte, des perfekten Gleichgewichts wegen, noch einen gezuckerten (und deshalb schlimm sauren) Pfannkuchen obenauf, brachte alles in sein Bett zum Verfrühstücken und harrte der Antwort seiner Gedärme auf dem Abort.

Zwischen den Flaschen

katjuscha

Zwischen den Flaschen Jahren gerät das allgemein menschliche Spannungsfeld von Werden und Vergehen, Schaffen und Entsorgen, Ankunft und Abschied ins Blickfeld des verdient urlaubenden Angestellten. Wenn dann noch die beliebten Kriegsfilme ins Haus geliefert werden und die ersten Katjuscha-Batterien abgefeuert worden sind, spricht nichts dagegen, sich inspiriert in den Keller zurückzuziehen und die eine oder andere philosophische Erkenntnis Revue passieren zu lassen.

Aus Maler Gofthes Schmierstübchen

zonenaufgang
Zonenaufgang. 2019. Öl auf Altholz.

Das Werk wird Gofthe zugerechnet, ist aber wohl lediglich in seiner „Werkstatt“ in der Thälmannstraße entstanden. Angesprochen auf Anklänge an richtungsweisende Werke Gerhard Richtungs, zeigte sich der Egomane Gofthe irritiert: „Gerhard wer?“ Ein daraufhin überreichter Bildband wurde auf dem Kaffeetisch der Werkstatt plaziert. Die umstehenden Gesellen lachten.

Das Geschenk

geschenk

Wir hatten der Hauskrähe immer brav das Futter der mäkelnden Gadsen, die alte Wurst und dazu frisches Wasser zum Titschen auf das Dach des Holzstapels gestellt. Fragte man uns nach Gründen für die Bewirtung, zuckten wir ratlos die Schultern, irgendwie kam uns das Tier verwandt und sympathisch vor, obwohl das Gekrächz am frühen Morgen schlimmer war als fast alles, was im Radio versendet wurde. Mit irgendeiner Form von Dankbarkeit hatten wir nicht gerechnet, abgesehen vom gemeinsamen Wandern über den Rasen, Inspizieren des dahinsiechenden Gemüses und Verzehren der Kirschen direkt vom Baum.

Eines Tages aber legte uns der Hausgast ein Geschenk auf den Tisch, vom Schnabel abgespart, vielleicht für unseren Nestbau gedacht. Wir hielten es in Ehren.