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Möbel KONSUM

moebelkonsum

Marcel-Ludwig Hülse-Knapenroth, Inhaber der Kreativagentur und Influencerey HülK(C)reativeSpiriTTeam, brachte seinen Wagen, einen mattschimmernden, tiefergelegten, mit bunten Botschaften verzierten Premium-SUV, schleudernd zum Stehen, riss die Tür auf, fiel bei laufendem Motor in der Straßenmitte auf die Knie, denn die Beine versagten ihm; er beugte seinen sonst sehr geraden Rücken und das arrogante Haupt in plötzlicher, unerwarteter, herzlähmender Demut vor der Aufschrift „Möbel KONSUM“.

Hier lag er nun, niedergeworfen in den Staub, der Kreis seines Berufslebens schloss sich nach so vielen Jahren sinnloser, zermürbender Kreativarbeit, der lähmenden Suche nach dem immer cooleren, immer hotteren, immer geileren Draft und Claim und Plot, der immer bescheuerteren Story und immer beknackteren Message für seine immer großkotzigeren und minderbemittelteren Kunden. Hier war der Ursprung seines Seins. Die reine Quelle. Der Gral.

Möbel KONSUM.

Herr Hülse-Knapenroth wurde nach zwei Stunden von der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr entfernt, um die Durchfahrt des mit bunten Botschaften beklebten Schulbusses zu gewährleisten; es geht ihm den Umständen entsprechend gut, die Unterbringung ist angemessen, die Pfleger sind freundlich. H-Ks Wagen verbrachte der Abschnittsbevollmächtigte ordnungsgemäß zu seiner Dienststelle, wo er ihn bis heute liebevoll pflegt.

Vom Schuhabsatz

sohle

Auch wenn man in diversen Agentenfilmen darüber informiert wird, dass der Absatz ein geeignetes Versteck für Mikrofische, USB-Zierspeicher, Klappmesser oder Piccoloflaschen hergibt, schien mir dieses Paar Schuhe nicht mehr zu retten zu sein.

Tagesbeginn

fruehstueck

Aufstehn vor dem Wecker.
Brot vom guten Bäcker.
Honig von den Bienen.
Salz aus den Salinen.
Kaffee aus den Körnern.
Butter? Kuh mit Hörnern.
Wasser aus dem Hahn.
Fängt schon mal gut an.

Von der Knusprigkeit

protein

Karl Gong, der bekannte Feinschmecker, zeigte sich entschlossen, die fetttriefenden Köstlichkeiten, die er allabendlich zum Bier zu verzehren pflegte, durch proteinreiche, doch kohlenhydratarme Alternativen zu ersetzen, die, wie er überrascht feststellte, in Sachen Knusprigkeit keine Wünsche offen ließen.

Bestellung und Abschied

riss

Kaum hatte Karl Gong sein schlechtes Gewissen vergessen, dass er nicht beim freundlichen Buchhändler um die Ecke, der immer so erwartungsfroh durch das wohldekorierte Schaufenster ihm genau in die Augen blickt, das Buch bestellt hatte, das nun mal bestellt werden musste, denn es war ihm peinlich, dieses Buch — nichts literarisch ausgesuchtes wie in den Regalen des Ladens, sauber sortiert von Anton bis Zylinder, — nein, profaner Alltagsquatsch war vonnöten, deshalb hatte er ja den Versender bemüht, der alles versendet, was so rumliegt in den Ecken; da kam es auch schon, am nächsten Tag, zisch, peng, Tür auf, Tür zu!

Und es war kaputt. Ein Schlaatz in der Papphüllse, Frechheit, so etwas überhaupt abzuliefern, und das Buch natürlich ruiniert, unbrauchbar, Rücksendung, Erstattung, selber schuld.

Also telefonische Bestellung beim Buchhändler um die Ecke, wie es sich gehört.

Abholung beim Buchhändler, der ihn über die Brille hinweg mustert wegen des Buches. Ja ja, denkt Gong. Das nächste Mal kaufe ich Literatur. Gong grinst schief, wackelt mit der Nase, zahlt, wickelt des Buch ins Sporthemd, das im Rucksack modert, trollt sich und winkt beim Abschied unbeholfen ins Ladenglockenbimmeln, bis demnächst; in der Vorsorgevollmacht werden später lebensverlängernde Maßnahmen angekreuzt, denn irgendwann muss die Literatur ja durch den Kopf durch.

Vom Umziehen

Als Karl Gong wieder einmal umziehen musste, weil er die neuesten Mietangebote einfach nicht ausschlagen konnte, und er bei diversen Speditionen anfragte, ob sie sich in der Lage sähen, sein Gelumpe zu transportieren und treppab, treppauf zu hucken, drängte sich ihm ein Vertreter der Firma Ernst Klapp Möbel mit unverschämt günstigen Preisen regelrecht auf.

Als Karl Gong, um keinen guten Wortwitz verlegen, am Telefon wiehernd vermutete, sie seien bei Klapps wohl so preiswert, weil sie nur raumsparende Klappmöbel spedierten, und er verfüge leider nicht über solche, entgegnete der Vertreter ebenfalls wiehernd: Danach schon.

So schieden sie in bestem Einvernehmen, nachdem sie Termin und Treffpunkt vereinbart hatten, und natürlich wurde es nach dem Umzug für Gong noch schlimmer als vorher, wie eigentlich immer.

Aber das lag nicht an Ernst Klapp Möbel.

Der Mond der blauen Stunde im Konsumrausch

mondstellagen

Ganz behutsam grüßt der Mond
in der Blauen Stunde.
Hab mich eben nicht geschont:
Drehte meine Runde
durch die Hallen, die Regale,
kaufte Wein und Chinaschale,
kaufte Käse, Pudding, Möhren.
Ach wie mich die Menschen stören!
Wie sie mich zutiefst genieren,
wenn sie öd mit schierem Gieren
lüstern in die Truhen stieren,
gänzlich sich dabei verlieren.
Schnell hier raus, und ins Gehäuse!
Doch da warten schon die Mäuse!
Drum gleich alles in den Schlund!
Still von oben grüßt der Mund.
Äh, Mond.

Das Sonett vom ungeheuren Reichtum

Ich kauf mir eine Zobeldecke.
Die kostet nur fünfzigtausend
Und wärmt, wenn die Winde brausend
Beim Palaste gehn um die Ecke.

Ich freu mich, wenn ich was entdecke,
Mit Models durch Läden sausend,
Nachdem ich tagsüber mausend
Mich nach meiner Pelzdecke strecke.

Wie lache ich über die Neider!
Es näht froh mein eigener Schneider
Den Models verstiegene Kleider.

Was nervt: Ins Depot stets zu schauen,
Und einsam darauf zu vertrauen,
Dass sie nicht die Decke versauen.

Bekanntmachung

struktur

Die höllischen Wintertemperaturen im Zusammenspiel mit dem ungeschickten Hofarbeiter haben dafür gesorgt, dass sich auf dem Hallenboden des Getränkemarktes Adolf Nitzsche in Machern (man muß nur machern) eine unzerstörbare Biereisschicht gebildet hat.  Der geschickte Hofarbeiter hat die Einkaufswagen mittlerweile mit Kufen versehen, so dass dennoch ein ungetrübtes Konsumerlebnis zustande kommen kann.

Die verehrte Kundschaft wird gebeten, sich Sandpapier unter die Schuhsohlen zu kleben.

Influencer 3

feuer

Jeder sollte brennen für das, was er tut, und es ist doch viel netter, aus der warmen Bude heraus seine neuen Design-Schlüpper vorzustellen als auf einer kalten, zugigen Baustelle unter dem Fluchen des Poliers Fliesen an die Wand zu kleben. Deshalb ist das Influencen als Berufsbild eines mit Zukunft, wenn es auch letztlich wohl nur die Leute dazu influenct, Influencer zu werden, wegen der Schlüpper und der Fliesen.