Kategorie-Archiv: UFOs bauen

UFOs bauen

Das schlampige Sonett vom Ende

Sieht aus, als müsst ich enden heute.
Drum kommt in meine Arme, Leute,
und schaut, was in den letzten Jahren
die Lipsigrader Themen waren.

Ihr findet Perlen, groß wie Bälle,
Gedichte, einfach auf die Schnelle
oder als schlampige Sonette
gereiht auf eine lange Kette,

dazu die Bilder, digitalen,
geklaubt aus hohen Hochregalen
und mit Erläuterung versehen,

die Haiku, streng nach Silbenzahlen:
Erzeugt mit Spaß und ohne Qualen.
Lest laut und lacht. Ich muss jetzt gehen.

Ein Zufallsfund!

Klaus-Jürgen, der befreundete Milliardär, war mit seiner Venusrakete („KJMarsXXX“) bei einem Versuchsflug abgestürzt und hatte sich tief ins Erdreich einer vogtländischen Alm gebohrt, war in ein vergessenes Grubensystem eingebrochen und tagelang in den unterirdischen Katakomben umhergeirrt, bevor ihn sein (aus Kostengründen externes) Bergungsunternehmen lokalisieren und zu Tage fördern konnte. Kaum hatte er vor den Kameras drei Liter Cola ausgetrunken und vierzehn echt amerikanische Klopsbrötchen heruntergeschlungen, kaufte er die komplette Alm und einige umliegende Dörfer, angeblich, um würdevoll seines wundersamen Überlebens gedenken zu können. In Wahrheit aber hatte er während seiner „Spaziergänge“ in den vogtländischen Labyrinthen einige prähistorische Wandreliefs entdeckt, die er in den folgenden Jahren heimlich bei allen großen Auktionshäusern versteigern ließ, um noch reicher zu werden als die anderen Milliardäre.

Das Monster auf der Futterwiese

Eng umschlungen mit der Unangetrauten führte Karl Gong die alljähliche Herbstbegehung des Grundstücks durch, Speisen und Getränke polterten in der Kraxe auf seinem Rücken durcheinander, nur mild gedämmt duch die aufblasbare Isomatte, die er zur Rast auf einem der Hügel unterzulegen gedachte, an die Holde geschmiegt, den Blick über die kürzlich erworbenen Ländereien schweifend, denn auf der Bank machte das Geld ja doch nur Schulden, da plötzlich zupfte sie ihn erst zaghaft, ängstlich, dann durchaus energisch am Ärmel und wies auf eine hässliche, beinahe monströs zu nennende Apparatur, die sich auf der Futterwiese VII/17 breitmachte und die sie beide bisher überhaupt nicht wahrgenommen hatten, vielleicht war das Ungetüm ja tatsächlich erst vor kurzem aus der Erde gebrochen, hatte sich mit Stacheldraht umgeben, um nicht belästigt zu werden, pumpte nun irgendwelche bestimmt schädlichen, zumindest ekligen Substanzen unter ihrer beider Grundstück einfach so auf und nieder, blubbernd und — beide hoben witternd die Nasen — vielleicht sogar übelriechend, was für eine Sauerei, die nun aber nicht mehr zu ändern war, gekauft ist gekauft wie gesehen, also wandten sie sich schaudernd in die entgegengesetzte Richtung, groß genug ist ja das Anwesen, bestiegen Höhe 362, breiteten die Spezereien auf der sich automatisch aufpumpenden Unterlage aus, konnten allerdings nicht zur für ein rundum gelungenes Tête-à-Tête nötigen Gelassenheit finden, denn sie fühlten das unterschwellige Rumoren des dunklen Monsters, auch wenn es eigentlich gar nicht zu hören war.

Kapitulation

Der allgegenwärtige Hype um die Segnungen der Künstlichen Intelligenz bewog mich, die Teeküche entsprechend aufzurüsten. Von den Ergebnissen wird sie wohl selbst zu berichten wissen.

Mondmissionsdelirium

Strickerin: Wollmond.
Prüferin: Sollmond.
Turnerin: Rollmond.
Trinkerin: Vollmond.

Heut ist mir halb.
Ich bin ein Kalb.
Ich bin ein Reh.
Mund tut mir weh.

Mund heut sehr rund.
Ist das der Grund?
Ich geh ins Bett.
Mond macht mich fett.

Flieg zu ihm nauf.
Kein billjer Kauf.
Ich glaub ich spinn!
Wou isser hin?

Schülerin: Scheumond.
Bäuerin: Heumond.
Partnerin: Treumond.
Maurerin: Neumond.

Neu bei Nitzsche

Dem überall auf der Welt grassierenden Wahn gutbetuchter, fachfremder Raumfahrtenthusiasten kann sich auch Getränkehändler A. Nitzsche in Machern (man muss nur machern) nicht entziehen. An jedem Donnerstag (nomen est omen) nach Arbeitsschluss wird ab sofort der Problembär mit einer geschmückten Raumkapsel (und auf eigenen Wunsch freiem Oberkörper) ins All befördert, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und die leuchtende Fackel des Getränkehandels (A. Nitzsche) in den Orbit zu tragen. Arbeitsbeginn Hofarbeiter am darauffolgenden Freitag erst 8:15 Uhr. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef.

Der glücklich bewältigte Auftrag

Der kleine Herr Schönleben war glücklich, in einer namhaften Agentur seinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten zu dürfen, auch wenn der Artdirektor diese Leistung regelmäßig beim Morgenappell (Video) in Zweifel zu ziehen pflegte.

Beim aktuellen Auftrag indes würde ihm das nicht passieren, dachte der kleine Herr Schönleben, auch wenn das Kleidungsstück, das er seit Wochen trug und freudig bejahte, sein Gehirn über das verträgliche Maß hinaus erhitzte. Bei der geforderten Arbeit ging es um das Werbeplakat für ein Kreuzfahrtschiff, die „Vera“, und Schönleben streifte, statt sich mit Filzstiften und Pinseln abzuplagen, von einer glücklichen Ahnung befeuert, durch die WG-Zimmer. Da hing es, an der Wand, fein gerahmt, unglaublich schön und in aktuellem Stil gezeichnet! Selbst den Text konnte man unverändert übernehmen, wenn er das Gebrüll des Chefs am Telefon richtig in Erinnerung hatte, irgendwas mit Vera und Cruzes.

Der kleine Herr Schönleben fummelte das Bild aus dem Rahmen, ließ es, ohne größere Schäden zu verursachen, durch das Faxgerät laufen, seufzte ob der getanen Kreativarbeit, schleppte sich in sein Zimmer, ließ sich rücklings aufs Bett fallen und schlief sofort ein.

Science Fiction

platine

Der Riss in der Golubova (Symbolbild)

Die Überraschung war gering, als Kapitän Knospe unter der Rückenhaut der Ersten Navigationsoffizierin  Golubova die grüne Platine vorfand. Er hatte vergessen, seine Fingernägel zu feilen, und das scharfe Horn zog einen zwei Zoll langen Schnitt, der gleich auseinanderklaffte, denn die Haut der Golubova war sehr straff. Es war doch wirklich zum Haareraufen, dass selbst im dreiundzwanzigsten Jahrhundert auf einem Raumschiff der Muldentalflotte das Öffnen eines Büstenhalters immer noch so schwierig war wie zwanzig Dekaden vorher.

Die Welt, in der er lebte, entsprach also der ausgedachten sogenannten Science Fiction seiner tumben Vorfahren, dargelegt und überliefert in vergilbten Folianten und auf klackernden Videoplatten, die er im verdreckten Heckspeicher des Schiffes gefunden und sich heimlich erlesen und angesehen hatte. Roboter in perfekten Frauenkörpern, die ihm schmeichelten, weil er der Kapitän war, die ihn hörig machten, ihn zu Handlungen verleiteten, die das Schiff und die Mannschaft und vielleicht sogar das gesamte Muldental gefährdeten.

Wer aber war die Mannschaft? Er? Noch jemand? Sollte er versuchen, den Büstenhalter jedes Besatzungsmitgliedes zu öffnen, mit ungefeiltem Nagel? Das würde Ärger geben, man würde die Kommision einberufen und die Alkoholrationen kürzen.

Die kleinen Lämpchen auf der Golubova-Platine blinkten. Er würde sich nichts anmerken lassen, genauso, wie sie sich den Schnitt nicht hatte anmerken lassen. Er benetzte seinen Finger mit Heilspeichel, strich über den Riss, der sich sofort in einem Zug schloss, sehr schön anzusehen. Wie in „Rausch des Quadranten“, „Die Freiheit des Dritten Wurmlochs“ und „Patrouille Zwölf antwortet nicht“.

Kapitän Knospe griff zur Dominikanischen, die auf der Zuckerdose aus dem achtzehnten Jahrhundert, einem Geschenk von Kapitänin Fritzke, vor sich hin glühte. Er nahm einen tiefen Zug, der ihn fast ohnmächtig werden ließ, und leerte die vier genehmigten Centiliter Auchentoshn in einem Zug. Seine Platine puckerte, und er dachte, ohje, das Herz.

Bedenklich

ufo

Entspannt unter den Gaststättenschirmen auf dem Rohrstuhl ausgestreckt, blickte ich zufrieden nach links und rechts, unten und oben, und versuchte plötzlich panisch zu rekapitulieren, was mir je an Wissen über außerirdische Bedrohungen im Fernsehen angeboten worden war.

Die neuen Möwenklos

moevenklo

Die neuen Möwenklos im Seebad erfreuen sich großer Beliebtheit. Trotzdem wird eine angemeldete Demonstration am Mittwoch (warum am Mittwoch?) darauf hinzuweisen versuchen, dass es sich bei der Installation der Anlagen wahrscheinlich um gewissenlose Geldverschwendung durch die Altparteien oder wen auch immer handelt (Recherche im Internet läuft der Sache auf Grund). Außerdem soll die Frage gestellt werden, ob nur ansässige Möwen die Klos nutzen dürfen, oder ob dem Missbrauch durch zugeflogene Exemplare der Riegel geöffnet ist. Dies wäre in den Augen einer größeren Anzahl der Seebadler und ihrer Gäste durchaus problematisch, wie anzunehmen ist, aber vielleicht immer noch besser, als wenn der Möwenschiss in denselben landet.

Neues aus dem Finanzministerium

geist

Das Finanzministerium gibt bekannt, dass auf allen Gastronomie-„Rechnungen“, die an der Steuer vorbei direkt in die Tasche des Wirtes gezahlt werden, ein Aufdruck mit „einer Art missgelauntem kleinen Teufelchen, das Ähnlichkeit mit unserem verehrten Herrn Finanzminister hat“ anzubringen sei, um den Kellner oder den Kunden ein bisschen zu erschrecken bzw. zum Nachdenken anzuregen.

Damit die Maßnahme nicht gleich zu sozialen Verwerfungen bei den Belegschaften führt (liebgewordene Gewohnheiten), darf jeder gastronomische Betrieb sein eigenes Teufelchen kreieren („Corporate Identity“). Die traditionellen albernen Aufdrucke auf den Fake-Bills wie „Zwischenrechnung“, „Lehrling 08-16“ (hohoho), „Fahrzeugschein“, „Keine Rechnung“, „Einfach nur ein Wisch“ usw. dürfen natürlich wie gehabt stehen bleiben.