Kategorie-Archiv: Von wegen Hinterwald!

Von wegen Hinterwald!

Die Leute sind verrückt nach Titeln

Die Welterbe-Panik hat alle Schichten erfasst

Wie zu Kaisers Zeiten sind die Leute ganz verrückt auf Titel. Beschliesst irgendeine Kommission am anderen Ende der Welt, dass der avisierte Titel eventuell nicht verliehen wird, schiessen allen Leuten die Tränen in die Augen. All die Jahrhunderte waren umsonst! Landschaft, Gemälde, Pracht und Pomp- für die Katz.

Was ändern?


Aus Lipsigrader Sicht könnte man sich irritiert fragen, warum sich Klaus Sühl ändern soll, aber das wäre sicher eine sehr verkürzte Sichtweise, die auf einem interpunkturellen Missverständnis beruhte. Jedenfalls sollte man heute bitte wählen gegangen sein (steht klein drunter).

Hier spricht Frau Mond


Ich weiß nicht, sprach Frau Mond, was die so ein Gewese machen mit dieser Brücke. Das einzige ist doch, dass sie ein kuhles Disein hat, dass die blauen Kanister unter ihr durch passen und dass nicht zwei Leute gleichzeitig hinüber bzw. herüber wollen. Das kann man doch alles regeln. Da muss man doch nicht so ein Gewese machen. Ein Pionierbataillon mit knackigen Pionieren in Uniformen, links und rechts je eine Ampel und dann kucken, dass der Kanister nicht leck schlägt, wegen der Tiere (Fledermäuse). Das wars auch schon. Woanders gehts doch auch (Foto)! Für wenig Geld (geminderte Mehrwertsteuer)!

Fledermausexport?


So sehen die Dieselmotoren aus, weil die Brücke fehlt!
Dadurch, dass sich eine Fledermaus in der Stadt am Strom vor den schon blubbernden Bagger gelegt hat („Baggerführer Willy“ berichtete), wird es ja nun nichts mit der schnellen Flussüberquerung, wie in anderen Metropolen üblich. Die hypermodernen Produkte aus den Produktefabriken (Ingenieurskunst) veralten schon während der Flussüberquerung, weil die transportierenden Kraftfahrzeuge so lange im Stau stehen; die Dieselmotoren für den Einbau in die hypermodernen Flugzeuge werden von böswilligen Passanten (Touristen?) unbrauchbar gemacht und die Fahrzeugführer versterben vor lauter Langeweile oder wegen des räudigen Radioprogramms. Chaos und Stillstand, die Menschen weinen am Fluss und erhöhen den Pegelstand. Die Regierung ist machtlos, die Richter sind machtlos, das Volk ist machtlos. Alle Macht geht von der Fledermaus aus. (Mal kurz im Grundgesetz nachlesen, unter „F“?) Oder ist das alles wegen Sabotage? Stecken andere, neidische Metropolen dahinter? Metropolen, in denen vorrangig Pakete eingepackt und über reichlich vorhandene Flussbrücken gekarrt werden? Metropolen mit laut keckernden Fledermäusen? In Paketen? Nach Hinterwald? Möglich ist alles, Damen und Herren, aber auch wirklich alles, und Verschwörungstheorien gehen immer (sagte schon mein Buchhändler). Mal unter „V“ nachkucken.

Fledermaus wird immer populärer

Nisten Fledermäuse – und was hat das Flutlicht damit zu tun?

wie zieht die Fledermaus nun wirklich die Jungen auf?

Im Lockwitzgrund bei Dresden gibts einen schönen Fußballplatz, dessen Betreiber aber irgendein Problem haben. Jemand will anscheinend den Strom abklemmen oder sowas- weshalb am Spielfeld allerhand kritische Losungen a la 1. Mai aufgehängt sind. Wie alle Menschen auf dem Planeten Erde bereits wissen, wird das Wohl der Fledermaus- besonders das der „Kleinen Hufeisennase“- in Dresden garantiert. Verfassungsmäßig sozusagen. Die Würde der Hufeisennase ist unantastbar- auch wenn das Ding nur 8 Gramm wiegt.
Offenbar glauben dennoch einige Leute, sich über unsere geliebte Fledermaus lustig machen zu dürfen.

Im Schatten der Malzfabrik


Als wir noch im Schatten der Malzfabrik wohnten, träumten wir oft von der Titanic. Oder von Raketen. Oder von Raketenkreuzern der Volksmarine. Wir wachten schweißgebadet auf, gingen zum Kühlschrank und entnahmen Biere. Da wußten wir, wozu die Malzfabrik eigentlich gut ist! Wir stellten uns vor, wie das Malz an den dreckigen, fetten Malzmaschinen hergestellt wird (wahrscheinlich mit Mikroelektronik, wie in Hinterwald üblich). Es stank nach verschmorten Transistoren.

Später zogen wir aus dem Schatten der Malzfabrik in das Licht der Metropole. Die Malzfabrik verlor für uns an Bedeutung und ging pleite. Wenn wir jetzt nachts schweißgebadet aufwachen, holen wir Biere aus dem Kühlschrank, stellen uns ans Fenster und betrachten die gleißenden Hochhäuser, durch deren Schluchten silberne Kareten jagen.

Irgend jemand hat wohl genug Malz aufgehoben in versteckten Silos unter der Erde von Mittelelbien. Oder bauen sie in den Hochhäusern der Metropole jetzt das Malz mit Gentechnik zusammen? Und fahren es mit silbernen Kareten in die Klubs, die stinkenden alten Malzfabriken nachgebildet sind?

Ja.

Wildkulturerbe


Schnell aufnehmen mit der Digischnappe!
Die Residenz ist gar nicht mal so schlecht, auch wenn sie demnächst wegen einer Brücke aus der Liste der ernstzunehmenden Städte gestrichen werden sollte. Der Grund für letzteres wird nicht die Brücke mit der Straßenbahn sein (nein, Frau Mond, das sind nicht die Ohren der Touristin, das ist eine Straßenbahn), sondern eine neue Brücke mit Autos drauf und einem, wie man hört, überdimensionierten Balkensystem, das die Brücke aufrecht halten soll. Wir als Autoren meinen: immer noch besser als unterdimensioniert, zumindest, wenn wir grad selber drüberfahren! Und viel absurder als das „Schiff“ im Vordergrund links und die „Staatskanzlei“ im Hintergrund rechts wird die „Brücke“ ja wohl auch nicht aussehen. Was die Einwohner übrigens immer wild am Kulturerbe macht, ist die Tatsache, daß sie ständig gebückt gehen müssen, um nicht in die Linsen der Touristen zu laufen. Jedenfalls zwischen 9 und 21 Uhr. Danach sind die Touristen in der Oper oder machen geführte Wanderungen durchs „Szeneviertel“, was auch immer das sein soll.

Antibarocke Pictogrammphilosophie


Hinterwald ist berühmt für seine barocken Übertreibungen.
Deshalb ist in besonders kunstsinnigen Einrichtungen dafür gesorgt, dass der quellende Reichtum etwas „gebrochen“ wird durch maximale Schlichtheit und Reduktion auf das Wesentliche. Ein schönes Beispiel dieser Philosophie (heutzutage ist alles Philosophie) sieht man hier, wo Familie Darth Vater und Mutter mit dem fliegenden Kleinkind in den Keller gebeten werden.

Reisen und Essen

Wenn man in den Hinterwald reist und Hinterwalder Eierschecke zu sich nimmt, hat dies natürlich auf einer güldenen Pappe zu geschehen, vor dieser güldenen Kulisse.

Güldene Eierschecke auf güldener Pappe

Wobei, wie man ehrlich und etwas despektierlich bekannt geben muss, die Eierschecke ihrem Nimbus nicht so ganz gerecht wird. Da kriegt man beim Faschingsbäcker in Pägau oder sowieso zu Hause doch noch schmackhaftere Exemplare zu essen, wenn auch nicht auf güldenen Pappen vor historisch nachgestellten Fassaden.

Dann reist man weiter und findet sich plötzlich in einer Art Geschenkeladen wieder, wo unerhörter Nippes die Regale füllt, und man langweilt sich beinahe zu Tode. Ein Mieter des Hauses (etwa 60 Jahre alt, weißer Zopf) steigt durch eine Hintertür in den Laden hinein und berichtet irgendwas. Es wird dadurch noch viel langweiliger, man aufersteht jetzt sogar und wandelt durch die rückseitigen Gemächer, wo eine Anwaltskanzlei untergebracht ist. Aber hallo. Da wartet man eben gleich auf seinen Termin, man versteht nicht, worum es eigentlich geht (wie immer) und tritt die Flucht an durch ein Portal, das in ein riesiges Restaurant führt. Man wunderte sich schon, dass in der Kanzlei alle tranken! Das Restaurant ist ein russisches, selbst die Tische, wo niemand sitzt, sind gastfreundlich gedeckt mit warmen Speisen. Bunte Losungen hängen von den Decken, alles ist sehr feierlich, eine wahre Halle des Volkes, und gut gefüllt. Doch ehe man sich niedersetzt zu den ausgebreiteten Großfamilien, fährt einem ein Kleinwagen über die Füße, gefüllt mit sowjetischen Offizieren. Mindestens Generale! Man zeigt auf den dicksten mit dem Finger, macht „Peng“, und da holt der die Pistole raus und erschießt einen tatsächlich mehrmals und ohne Umschweife. Das Schwein! Weh tuts nicht, obwohl man sich Mühe gibt, man weiß nicht so recht, ob man jetzt sterben soll. Alle rund herum müssen brechen, man will auch mitmachen, aber es geht nicht, man hat ja noch nichts gegessen.

So ist das mit dem Essen und dem Reisen.