Maler Gofthe, alternativer Lebenslauf

Gofthe: Kim Il Sung auf dem Fahrrad, Mischtechnik 1987, wiederentdeckt 1998

Der unsterbliche Maler Gofthe, konstituierendes Mitglied der Duisburg-Meidericher Schule der kompromisslosen Inkonsistenz, hatte in seinem Leben mehrere künstlerische Wandlungen durchstehen müssen. Nach der Ausbildung noch der altmeisterlichen Gegenständlichkeit verpflichtet, irrte er im Rahmen seiner Wanderschaften durch mehrere europäische Kriege, malte mit Schlamm, Exkrementen, Blut und Eingeweiden. Aus Gründen späterer Bequemlichkeit wandte er sich dem Abstrakten zu, feierte damit auch Erfolge, die umgehend zu Überheblichkeit und Trunksucht führten. Nach verschiedenen farblich determinierten Perioden ging er dazu über, seine Werke im Winkel von 90 Grad zu kippen, weil er nicht mehr aufrecht sitzen konnte. Erst in der Ruhe eines Klosters kam er wieder zu sich, wagte mit Heiligenbildern einen Neuanfang, wurde allerdings wegen unerlaubten Verzehrs der Messweinvorräte aus der Bruderschaft ausgeschlossen. Immer noch unstet und ruhelos, verirrte er sich in einer nebligen Nacht in die Ostzone, porträtierte die ihn beherbergenden Grenzsoldaten mit Kohlebröckchen auf Tageszeitung und wurde an eine Volkshochschule überstellt. Hier lernte er nach eigener Aussage völlig neu zu sehen und damit auch zu gestalten, der werktätige Mensch rückte mit Macht in sein Blickfeld. Die schreckliche Qualität der einheimischen Alkoholika tat ein übriges, Gofthe wurde abstinent, ein völlig neuer Mensch und wesentlicher Protagonist des sozialistischen Realismus. Er hatte Glück, dass er einige Monate vor der Wende angehalten wurde, vor seinen Schöpfer zu treten, ehe man seine Bilder stürmte.