Der Kleine Präsident

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Zweimal täglich wurde der Kleine Präsident in der Staatskalesche durch die nach ihm benannte Gasse transportiert, morgens zum Schloss und abends zurück in seine Wohnküche. Und immer ärgerte er sich, dass das Straßenschild so hoch angebracht war, dass er es kaum lesen konnte. Selbst hochgewachsene Bürger mussten ihre Hälse recken, um den Straßennamen zu entziffern, aber sie taten es sowieso nicht, denn das Lesen überhaupt war mittlerweile aus der Mode gekommen.

So blieb der Kleine Präsident weitgehend unbekannt im Land, er spielte lediglich in diversen Verschwörungstheorien eine Rolle. Der Große Präsident indes suhlte sich nicht nur in seiner Allmacht, sondern auch mit seinen Mätressen im überdimensionierten Schlammbad der Präsidentensuite, ließ sich Cocktails aus überteuertem Hipstergin zubereiten und überzog das Land unschuldig lächelnd mit widerwärtigen Intrigen. Die Manipulation der Straßenschilder war davon eine der harmloseren.