Kategorie-Archiv: Welt der Technik

Welt der Technik

Das Moped

ural

Der kleine Herr Schönleben hatte sich zu Weihnachten ein ebenfalls kleines, leise summendes, elektrisch betriebenes Moped gewünscht, um dem Klima seine Referenz zu erweisen und Passanten auf dem Bürgersteig fast lautlos dahingleitend gehörig zu erschrecken.

Leider war der mit der Schenkung Beauftragte jahreszeitlich bedingt arg zerstreut und stellte ein dem Gewünschten nur entfernt ähnliches Modell auf den Hof.

Der kleine Herr Schönleben machte das Beste aus der Situation und beschloss, zwischen den Jahren im geräumigen Seitenwagen zu wohnen, bevor er das Produkt im Originalkarton an den VE Kraftfahrzeughandel zurücksenden würde.

Aus der Wirtschaft

rohre

Während dem stationären Einzelhandel die satte jahresendliche Zufriedenheit langsam abhanden zu kommen droht, legen die Rohrpostleitungsverleger nach dem einen und anderen Großauftrag aus den Kreisen des elektrischen Bestellwesens einen vorsichtigen Optimismus an den Tag.

Fracking-Abenteuer mit ÖPNV-Korrektur

fracking
Schwarzes Gold (oben) von oben

Hat ein lauter Knall gekracht
morgens gegen viertel acht.
Sieben-fünfzehn? Meinetwegen,
Wessi, kannst gehackt dich legen.

Jedenfalls schwappt schwarze Brühe
lustig sprudelnd ohne Mühe
aus der lecken Pipeline
bis zum Damm der S-Bahn-Schiene.

Langsam schwimmt ein Haus vorbei.
Später sind es zwei, dann drei.
„Nichts ist ohne Risiko“,
singt der Chor im Männerklo.

Hochspannung, vermutlich

hochspannung

Die Fülle der Informationen erschloss sich mir nicht vollumfänglich, aber ich dachte, wenn es irgendeine Relevanz haben würde, wovor hier so wortreich gewarnt wurde, hätte die Pflege der Einrichtung eine höhere Priorität, als der Zustand es vermuten ließ.

Der Zweck der Kreissäge

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Der kleine Herr Schönleben, dem von einem windigen Vertreter eine gebrauchte Kreissäge aufgeschwatzt worden war, überlegte angestrengt, was er mit diesem Gerät eigentlich hatte zersägen wollen. Träumerisch strich er mit seinen kleinen Händen über die dicken Zähne des Sägeblattes, und wohlige Schauder durchfuhren seine Gedärme. Vielleicht Holz? Nun musste er also nur noch auf den Vertreter für ungesägtes Holz warten, und seine Nasenlöcher bebten in Erwartung des gewiss recht harzigen Deodorants, das dieser Vertreter in seinen Flur tragen würde. In großer Vorfreude eilte der kleine Herr Schönleben aus der Scheune zurück ins Haus, setzte sich in den Lesesessel am Ende des Flures und wartete auf das Schellen der Türglocke.

Neues aus Blasegast

klempnerei

Oma Steckwurst, die, durch die zuverlässig viel zu trockenen Frühlinge, Sommer, Herbste und Winter der letzten Zeit etwas nachlässig in Sachen Dachdichtigkeit ihres renditestarken Mietshauses geworden war, sah sich nach einem Starkregen dazu gezwungen, die Mansardwohnung der Mieterin Quarterbeck, Gisella, 26, in deren Abwesenheit entwässern zu lassen. Der zu diesem Zweck aus der Rhön herbeigerufene, weil einzig verfügbare Klempner Patzschke verlangte neben unangemessener Bezahlung zweieinhalb Liter Kaffee (türkisch), drei Teller Kanapees mit Wurst und Käse (übrige bitte einpacken), ein kleines Tablett guten Vodkas (greifen Sie zu, Frau Steckwurst, ist doch Ihrer) sowie einige Profilfotos der Quarterbeckn (ausgedruckt), die ihm der blinde Herr Schrudel frisch aus dem Internet „besorgte“. Die Pumpen schnurrten, die Verbrüderung der Hausgemeinschaft mit dem bösen Handwerker erfolgte rasch, und ein Dachdecker konnte auf Empfehlung des eigentlich doch recht angenehmen Patzschke auch noch ergattert und auf den nächsten Frühsommer „festgenagelt“ werden.

Vom Kopieren

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Beim Wälzen alter Autoprospekte, die mir die wirklich liebe Verwandtschaft jahrzehntelang über die Zonengrenze geschmuggelt hatte, entdeckte ich in der Preisliste eines heckgetriebenen Kraftfahrzeuges tatsächlich die Sonderausstattung „Blumenvase am Armaturenbrett gefüllt/ungefüllt“. Da ich mich selbst durchaus als „Ästhet“ verstehe, aber mit dem täglichen Zwang, im Bureau „kreativ“ zu sein, in sämtlichen Dekorationsangelegenheit „nach Feierabend“ eher unbeholfen agiere, kopierte ich die Sonderausstattung so gut es ging und freute mich einige Tage lang an umherfliegenden Grasspelzen im Innenraum des Wagens.

Energiewende in den Kiefernbeeten

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Windrad-Errichtung in den Kiefernbeeten (Vorschaubild)

Der Fön hatte wieder einmal die Hauselektrik lahmgelegt. Mit bösem Schnaufen baute sich die Holde zwischen Karl Gong und dem erkaltenden Fernseher (Röhre) auf.

„Wir wollen in einer Stunde zur Oper hin“, erläuterte sie das Problem gewohnt sachlich. „Unternimm was.“

Seufzend griff Karl Gong nach dem Mobiltelefon. Das funktionierte ja noch. Er rief Klempner Patzschke in der Rhön an und bestellte ein Windrad.

„Ja, Herr Patzschke, hinten in den Kiefernbeeten. Sie wissen ja. Da ist rechts der Schuttberg. Aber das Windrad ist doch so hoch, dass die Thermik nicht gestört wird. Oder? Klar.“

Gong legte zufrieden auf: „Gleich morgen bekommen wir ein Windrad für den Fön, Liebste.“

„Morgen ist die Oper vorbei“, schmollte die Holde. „Tu was.“

Knarrend erhob sich Karl Gong vom Sofa. Er plazierte sich vor dem Sicherungskasten und drückte die Fönsicherung nach oben. Immer wieder, bis die Haare der Holden getrocknet waren.

Ab morgen würde die Welt wieder komfortabler sein.

Verkehr im Partykontext

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Ein Partygast konfrontierte mich mit der Idee, die Höchstgeschwindigkeit für Radfahrer in der Stadt auf 15 km/h zu begrenzen, um Unheil von diesen abzuwenden. Schließlich ist ein Fahrrad leicht, wenig sichtbar und einfach zu zerstören. Außerdem sei er selbst nicht in der Lage, mit dem Fahrrad schneller zu fahren und würde immer wieder zu Tode erschreckt von überholenden Rüpeln auf Rennrädern, weshalb er sich seit Jahren nur noch mit seinem Wagen fortbewege. Aber auch dabei werde er ständig von Rüpelradlern überholt, die zu schnell unterwegs seien, um sie noch mit dem Kotflügel zu erwischen.

Mein vorsichtiger Einwand, dass nach dieser Logik Lastkraftwagen als schwere, gut sichtbare und kaum zu zerstörende Fahrgeräte das Privileg der höchsten Geschwindigkeit (im Verhältnis also mindestens 120 km/h) im Stadtverkehr genießen sollten, wurde nach kurzem Überlegen mit einem „Nu dann ist das eben so“ quittiert.

Das kleine Schiff

schieber

Das kleine Schiff hielt auf unser großes, langsam sich in Fahrt bringendes Schiff zu, boxte es freundlich in die Seite, schob es langsam und behutsam ins Freie des Schmalen Meeres, wie eine Hebamme, und ich winkte dem kleinen Schiff zu, ahoi, kleines Schiff!